445 Die wissenschaftliche Literatur der Slovaken ist arm. Nur die slovakische Philologie, Literaturgeschichte und Mythologie, sowie die Geschichtsschreibung der slovakischen Sphäre hatten und haben zahlreichere Pfleger. Von den Philologen war schon oben die Rede. In der Literaturgeschichte sind Dr. Miloslav Hurban und Jaroslav Vlcek hervorragend. Vlcek hat ein umfangreiches Handbuch der slovakischen Literaturgeschichte, „Uojiii)' slovoriskoj literntürz^ (Turöcz-Szent-Marton 1890) herausgegeben. Unter den Geschichtsschreibern ist der fruchtbarste Victor Franz Sasinek (geboren 1830), an dessen Schriften jedoch die Kritik viel auszusetzen findet; in der von ihm herausgegebenen und redigirten Zeitschrift „Siovonsk^ Ustopis" (Skalitz, 1876 bis 1882) sind viele historische, topographische, archäologische und ethnographische Daten gesammelt. Mythologische Arbeiten gibt es von Wilhelm P auliny-Töth („Slovonsüö büjssiovie", Turöcz-Szent- Marton 1876), Paul Dobsinsky („Uvall^ o slovonslc^oll UovostiaolU, Betrachtungen über die slovakischen Volksmärchen, Turöcz-Szent-Marton 1871) und Peter Kellner- Hostinsky. Doch sind diese Arbeiten großenteils Phantasiebilder der betreffenden Schriftsteller. Naturgeschichtliche Arbeiten lieferten Josef Holnby und Andreas Kmet. Um die Herausgabe slovakischer Bücher waren in der Neuzeit mehrere literarische Vereine bemüht. Die St. Adalbert-Gesellschaft in Tyrnau, die ausschließlich von katholischen Geistlichen geleitet wird, läßt seit Jahrzehnten Bücher in katholischem Geiste schreiben und verbreiten. Von großer Wichtigkeit für die eigentliche Literatur war die 1863 gegründete Slovonskm Nation (slovakische literarische Anstalt), die jedoch wegen Nichteinhaltung der Statuten schon 1875 durch die Regierung aufgehoben wurde. Die Matica gab die Zeitschrift „Uotopis" (Chronik) heraus, die zum Sammelpunkte Aller wurde, die in slovakischer Sprache Wissenschaft zu verbreiten suchten. Die „Uotoxis" erlebte elf Jahrgänge, ihre mehr oder weniger gelungenen Beitrüge sind größtentheils dem Kreise der Geschichte und Alterthumskunde entnommen. Die Matica gründete überdies unter dem Titel „Archiv" eine historische Urkundensammlung, mit Berück sichtigung auch der literarischen Denkmäler, doch erschienen davon nur zwei Bände (Turöcz-Szent-Marton 1872 bis 1873). Ferner gab die Matica Paul Dobsinskys bereits erwähnte Studie (,Üvall7°) über die slovakischen Volksmärchen heraus. Unter dem Titel „8bormü° begann sie eine Sammlung slovakischer Lieder, Volksmärchen, Sprichwörter, Redensarten, Räthsel, Spiele, Gebräuche und Aberglauben; die Lieder waren zum Theil mit den Melodien gegeben. Davon sind zwei Bünde erschienen, der erste in Wien (1870), der zweite in Turöcz-Szent-Marton (1874). Außerdem ließ die Matica Kalender erscheinen, an denen gleichfalls Schriftsteller ersten Ranges mitwirkten. Der 1885 gegründete „Slovakische Culturverein für Ungarn" strebt durch seine Veröffentlichungen die Erziehung des Volkes in patriotischem Geiste an. Er gibt