334 dienenden Erker nnd Gesimse. Und diesem Zwecke entsprach auch die Organisation der Bürgerschaft zur Stadtvcrtheidigung, auf Grund des nämlichen Zunftsystems, das zu Ende des Mittelalters und zu Beginn dcr Neuzeit auch die Industrie dieser Städte und durch die Industrie deren wirthschaftliche Kraft mächtig gefördert hat. Die in Zünfte gegliederte, fast durchaus deutsche Bürgerschaft entfaltete in diesen Städten eine so bedeutende Industrie, daß sie, an den heutigen Verhältnissen gemessen, fast unglaublich erscheint. Eperjes stand schon im XIV. Jahrhundert in regen Handels beziehungen zu Krakau und Schlesien, später mit Danzig, Magdeburg, Hamburg, ja mit Riga und Petersburg, wohin es Wein, Tuch und andere vaterländische Producte aus führte, während es zugleich für die Einfuhr von Colonialwaaren der Mittelpunkt und Stapelplatz des ganzen Oberlandes war. Welche Blüthe seine Industrie damals erreicht hatte, das beweisen jene Zünfte, die mächtigen Vertreter von Industriezweigen, die jetzt in dieser Gegend gar nicht mehr Vorkommen. In Bartfeld war zu Sigismunds Zeit der Bergbau auf edles Metall hochentwickelt; die wohlhabende Bürgerschaft der Stadt trieb nicht nur Gewerbe, sondern brachte auch Opfer für Wissenschaft und Kunst, so daß hier ' vielleicht die frühesten Werkstätten für kirchliche Malerei und Kunstschnitzerei entstanden. Auch literarische Alterthümer aus dem XIV. Jahrhundert sind in der Kirche aufbewahrt. Und daß Bartfeld, unter dessen Kaufleuten sich viele Griechen befanden, seine Handels beziehungen schon im XV. Jahrhundert auch auf den Orient ausdehnte, ist dadurch erwiesen, daß die erste Nachricht von der Unglücksschlacht bei Värna (1444) durch Bartfelder griechische Kaufleute nach Ungarn gelangte. Von den Befestigungen sind in allen drei Städten Überreste vorhanden, die ansehnlichsten in Bartfeld. In Zeben stand noch vor 30—40 Jahren die ganze Ringmauer sammt den Thoren aufrecht; die einstigen Schanzgräben sind überall in blühende Gärten verwandelt. Die kunstgeschichtliche Würdigung der Baudenkmäler ist bereits an anderer Stelle dieses Werkes erfolgt; doch können auch wir die St. Nikolaus kirche zu Eperjes, die jetzt stilgemäß erneuerte St. Egydiuskirche und das Rathhaus zu Bartfeld, die Kirche zu St. Johann dem Täufer in Zeben und überdies die zahlreichen gothischen und Renaissancehäuser aller drei Städte nicht unerwähnt lassen. Die älteste der drei Kirchen ist, nach ihren noch bestehenden Mauern zu urtheilen, die zu Bartfeld. Sie weist in Constructivn und Ornamentik die reinsten und edelsten Motive des gothischen Stils ans und besitzt auch uralte, berühmte Glocken. Die größte der Kirchen ist die zu Eperjes, die zu Zeben hat einen neuen Thurm; an beiden sind übrigens gleichfalls zahlreiche interessante und werthvolle Einzelheiten zu bemerken. Das Bartfelder Rathhaus steht, als Profanbau im Übergangsstil zwischen Gothik und Renaissance, in Ungarn fast einzig da; das Innere aber ist ein förmliches Museum