592 Noch deutlicher sieht man die Fortschritte, welche die Bacska während der letzten Jahrzehnte auf allen Gebieten gemacht hat, wenn man ihre Städte und bedeutenderen Ort schaften in Augenschein nimmt. In der nordwestlichen Ecke des Comitats, an dem der Donau zugewandten sandigen Abhange der Telecska, erhebt sich die altberühmte Stadt Baj a, die schon vor der Nieder lage bei Mohäcs ein ansehnlicher Ort war. Während der Türkenherrschaft ging sie fast gänzlich zu Grunde, nach der Befreiung des Landes aber war sie die erste Stadt im neuen Bacser Comitate, die sich bevölkerte und organisirte. Im Jahre 1696 erwirbt sie von König Leopold Freibrief und Siegel (Adam und Eva unter dem Apfelbaum des Paradieses), die verschiedenen Zünfte bilden sich (laut der ersten Comitatsconscription besaß es zu jener Zeit schon 199 gewerbliche Werkstätten), am Donau-Ufer aber entstehen ganze Niederlassungen von Fischern, Schiffern und Müllern, wie Pandur, Szent-Janos, Szent-Jstvän, Kis-Buda und andere. Das Werk der Organisation wird jedoch durch mancherlei Schicksalsschläge gehindert. Im Jahre 1708 wird die Stadt durch die Knrutzen Raköczys zerstört, 1739 die Bevölkerung durch eine böse Pestilenz decimirt und von Zeit zu Zeit treten gewaltige Elementarschäden ein. Die letzteren, namentlich die große Über schwemmung von 1751, welche die Ansiedler des Donau-Users zwang, in die Stadt zu übersiedeln, und die Feuersbrunst des Jahres 1840 haben Baja seine jetzige Gestalt gegeben. Sein inneres Leben war durch gutsherrliche Verträge geregelt und der Zwang der Verhältnisse lenkte die Lebensweise der Bevölkerung gerade in eine Richtung, auf die sie schon durch die günstige Lage der Stadt von Vorneherein angewiesen war. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts gab es längs der Donau von Pest bis Neusatz keinen größeren Handels- und Jndustrieplatz als Baja. Der untere Theil des Pester Comitats und die obere Bacska brachten ihr Getreide nebst anderen Producten, das Jnselland sein Holz, Tolna und Baranya ihren Wein auf diesen Markt, von wo dann das alles zu Schiffe und zu Wagen in den Verkehr nach Pest, Raab, Wien, nach Kumanien, Torontäl u. s. w. gelangte. Im Frühjahr und Herbst lagen auf der Donau und ihrem sich um die Stadt herlegenden Arme, der Sugovicza, ganze Flotillen von Schiffen, während das Lastfuhrwerk jahraus jahrein Getreide und andere Maaren von dannen führte. Die vielen Speicher und Einkehrwirthshäuser, die man noch jetzt in den breiten Straßen sieht, stammen alle aus dieser Zeit. Die Zahl der Meister verschiedener Handwerkszweige betrug im Jahre 1840 weit über 1.000, und zu Hunderten zählten die Fuhrleute und Schiffszieher. Die 15.000 Einwohner, welche die Stadt damals hatte, waren lauter städtische Elemente, deren Bildung sich auch in den socialen Schöpfungen frühzeitig äußerte. Im Jahre 1790 wurde das Spital gegründet, 1802 die Bürgerwehr, 1822 der erste Lese verein, 1837 der Frauenverein; 1815 wurde das Gymnasium, 1826 die erste Kaserne,