20 dem Krummstabe hat nicht nur von jeher ein stattlicher Marktflecken gut wohnen gefunden, in neuerer Zeit hat die prächtige Waldgegend zahlreiche neue Ansiedler herbeigelockt, die um den Ort einen Kranz freundlicher, moderner Landhäuser schufen. Milgost und Slavko von Riesenburg, dessen Stammschloß noch heute als stolze Ruine über das Kloster hin- schant, haben diese altehrwürdige Pflanzstätte deutscher Cultur 1199 gegründet, indem sie Cistercienser aus dem oberfränkischen Waldsassen herbeiriefen. Alle die schweren Stürme, welche unser Vaterland erzittern machten, tobten auch um die ehrwürdige Abtei, die sie sieghaft überdauerte und die, wenn auch ihre Kirche von einem kunst- und pracht liebenden Abt des vorigen Jahrhunderts im Geschmack seiner Zeit umgestaltet wurde, in ihrem Kreuzgang und Kapitelsaal eines der bedeutendsten gothischen Baudenkmale Böhmens erhalten hat. Sehr einladend ist der Besuch der Felsenknppe des Wieselsteins (956 Meter), der einen Blick auf die Dux-Brüxer Braunkohlenmulde bietet, wo aus dem feinen Dunstschleier, den die brennenden Halden verbreiten, die Ortschaften wie Inseln aus einem See hervor tauchen und die Kegelberge von Brüx wunderlich wie riesige Maulwurfshaufen herauf schauen. Am Fuße des Gebirges reihen sich in südwestlicher Richtung Oberleutensdorf, der regsame Vorort des erzgebirgischen Spielwaarenbezirkes, das schöne Jagdschloß Eisen berg, welches von waldigem Gipfel in halber Höhe des Gebirges auf den sehenswerthen Park zu seinen Füßen niederblickt, das nicht minder schöne Schloß Rothenhaus, Görkau und Komotau, letzteres gleich Leitmeritz eine ansehnliche Schulstadt Böhmens, zugleich ein wichtiger Knotenpunkt des Verkehrs und eine hervorragende Industriestadt. Wir benützen von hier aus den Schienenweg, der über das Gebirge führt, und gelangen so von den Schleifen und Windungen der Bahn bald herab ins Land, da wieder über die Gebirgslehne oder in den tief unter uns gelegenen Assiggrund hinab sehend, auf die Hochfläche des Gebirges, die uns bald in ihrer ganzen Eintönigkeit umgibt. Selbst ein Blick in die weite Mulde, in deren Mitte Preßnitz, die Heimat der wandernden Musikanten gelegen ist, bringt wenig Abwechslung. So verlassen wir den Zug in Kupfer- berg, nahe der Wasserscheide des Gebirges, ersteigen den Kupferhügel (908 Meter) nächst diesem Bergstädtchen und erlaben uns an der Aussicht, die sich von hier über das gesegnete Saazer Land und Kaaden, über das gegenüberliegende Duppauer Gebirge, in das tief unten liegende Egerthal und über die Höhen des Erzgebirges bietet. Und nun zum Keilberg, dem König des Erzgebirges! Eine schöne wohl gepflegte Straße führt uns im kühlen Waldschatten fast bis zum Gipfel hinaus. Oben gestattet uns die Gallerie auf dem Franz Josephs-Thurm die weite Rundsicht über den Wipfeln der arg zerzausten Wettertannen. Von den im bläulichen Duft verschwimmenden Kuppen der Lausche und des Jeschken im Osten über die Zinnen des Mittelgebirges, weithin