41. Jenseits des Zbanwaldes bis zum Thal der Eger, Elbe und Moldau breiten sich die fruchtbaren Gefilde des ehemaligen Schlaner Kreises aus, über deren endlose Flächen man aus der Prag-Duxer Bahn von Prag bis Wrbno blickt. Wie die zahlreichen großen Zuckerfabriken deutlich verkündigen, ist dies das Hauptgebiet der böhmischen Zucker- indnstrie. Aber nicht nur die Oberfläche der Gegend um die Stadt Schlau ist, wenn auch landschaftlich nicht besonders schön ausgestattet, ein gesegnetes Stück Erde; sie birgt auch in der Tiefe bedeutende Schätze. Hier breitet sich zwischen der Moldau, Elbe und Eger einerseits, Unhoscht und dem Goldbachthal anderseits das rund 1700 Quadrat kilometer große Kladno-Rakonitzer Steinkohlenbecken ans, die größte Steinkohlen ablagerung Böhmens, deren Hauptflötz 6 bis 12 Meter Mächtigkeit erreicht. Der Reisende, welcher mit der Prag-Duxer oder Bustehrader Bahn das Gebiet berührt, hat allerdings wenig Gelegenheit, auf die Bedeutsamkeit desselben aufmerksam zu werden, da nur die einzeln auf der Ebene verstreuten Schachtanlagen etwas davon verrathen. Aber ein Besuch der Bergstadt Kladno, die allerdings etwas abseits vom gewöhnlichen Verkehrswege liegt, würde ihn anders belehren. Kladno ist infolge seiner Lage in der Mitte des Beckens der Hauptsitz der in hoher Blüte stehenden böhmischen Eisenindustrie, von deren Bedeutung die ausgedehnten Werksanlagen, Hochöfen, Gießereien und Maschinenfabriken, die hier aneinander gereiht sind, eine Vorstellung zu geben vermögen. Nordostböhmen. Kein anderer Theil des Böhmerlandes läßt sich mit der Mannigfaltigkeit des nord östlichen Böhmens vergleichen. Ebenen und Gebirge, Kegel und Kuppen aller Art und Größe, langgestreckte Höhenzüge und Kämme, mächtige Gebirgsknoten, zerklüftete Sand steinwelten, Thäler, Schluchten, Rinnen und Gründe begegnen dem Besucher dieser gesegneten Landschaften. Von Urgebirgen findet sich eines bei Rumburg und Hainspach, mächtiger sind der Jeschken, das Jsergebirge und der böhmische Kamm zwischen Nachod und Landskron, am gewaltigsten aber ist das Riesengebirge. Auf Hunderten von Kegeln und Kuppen stehen die feuergeborenen Basalte und Phonolithe zu Tage. Weit verbreitet sind die grotesken und bizarren Formen der Sandsteingebirge. Sie erinnern an die aben teuerlichen Gestalten der Zopfzeit-Bildnerei, wogegen die Kegel und Säulen des Mittel gebirges an die mächtigen Säulen und Spitzbogen der Gothik mahnen. Im Jsergebirge finden wir ein Seitenstück zu den wenig gegliederten, aber massigen Bauten der Jesuiten. Der Jeschken und das Riesengebirge sind von jeher mächtigen Domen mit gewaltigen Kuppeln verglichen worden. Endlich an der Adler begegnen uns bewaldete Gebirgszüge, welche unwillkürlich an eine mit Grün geschmückte Zeltstadt aus fernen Landen erinnern. Nur nebenbei sei bemerkt, daß man in unserem Gebiete auch den tiefsten und den höchsten