304 Die durch Wnlleustein hervorgerufene Bauthätigkeit bildet in dem Entwicklungs gänge der Architektur Böhmens eine Episode, welche trotz kurzer Dauer von hoher Bedeutung und nachhaltiger Wirkung war. Mit Walleusteins Tode schließt sie ab, die großen Pläne des Friedländers bleiben unausgeführt und die Hast, mit welcher er seine Bauten betrieb und dieselben commandomäßig hervorznbringen suchte, hatte zur Folge, daß wenigstens das bereits Entworfene, wenn auch nur theilweise, zur Vollendung gelangte. In der Bauthätigkeit Böhmens tritt nun eine kurze Pause ein; erst nach dem West- phälischen Friedenwagt man wieder zu neuen Unternehmungen zu schreiten. Die Jesuiten, welche noch während des Krieges festen Fuß faßten, so daß sie bald eine ansehnliche Anzahl von Profeßhäusern und eine Reihe von kleinen Residenzen zählten, waren die ersten, welche daran gingen, neue große Gotteshäuser nebst Collegien zu errichten. Fast gleichzeitig werden mehrere bedeutende Bauten von ihnen ausgeführt; eine der ersten, wenn man von dem seit 1653 in Angriff genommenen mächtigen, der Kreuzherrengasse zngekehrten Flügel des Clementinums absieht, war die Jgnazkirch e zu Klattan. Im Jahre 1656 wurde der Grund zu derselben gelegt und unter Leitung Domenico Orsini's schritt der Bau rüstig fort, so daß er bereits 1666 vollendet dastand; die nächsten Jahre wurden der inneren und äußeren Ausstattung gewidmet und im Jahre 1679 fand die feierliche Einweihung durch den Bischof Johann Dlonhoveskh von Longavilla statt. Nach dem die Kirche 1689 ein Raub der Flammen geworden, mußte sie abermals mit bedeu tendem Aufwands ansgestattet werden, in dem Bau selbst blieb jedoch das ursprüngliche Werk Orsini's erhalten. Die Anlage der Kirche folgt jener der Gesü in Rom; die Seiten kapellen kommen bereits in Walditz vor, wogegen die östlichen Partien mit dem Querschiff und dem groß angelegten Viernngsraum an die Anlage der Kirche zu Jicin anschließen; von den beiden Kirchen zeichnet sich diese, eine der ersten Jesnitenkirchen, durch ihre bedeutenden Dimensionen aus. Die Thürme, welche erst nach dem Brande vollendet wurden, sind wohl eine der traditionellen Richtung zugestandene Concession. Die Anlage und im Großen und Ganzen auch die innere Ausstattung der Klattaner Kirche wird auch bei anderen Jesuitenkirchen, welche um diese Zeit entstehen, beibehalten, in den Prager Bauten, in der Marienkirche in Königgrätz und in der Jgnazikirche in Komotau. Letztere erhält einen Portikus, welcher auch bei anderen Jesuitenkirchen vor kommt, bei der Salvatorkirche in Prag, anläßlich des Umbaues im Jahre 1659 errichtet, und bei der Jgnazikirche, welche die glücklichste Lösung dieses Baugliedes aufweist. Der Richtung dieser Jesnitenbauten entsprechen auch einige Wallfahrtskirchen, wie beispiels weise jene von Altbnnzlau, sowie auch die Bauten in dem neuen Bischofsitz Leitmeritz, wo die großartig angelegte Kathedrale zu St. Stefan vom ersten Bischof Max Rudolf