307 20* zeigen in ihrer mannigfachen Anordnung die Barockarchitektur des XVII. Jahrhunderts wieder von einer nicht minder günstigen Seite. Auch ist mit den Namen Orsini, Loraghv die Liste der bei Kirchenbauten beschäftigten Baumeister nicht erschöpft, neben denselben kommen Sylvester Carloni, ein Matthias von Burgund und Andere vor. Nicht minder glänzend gestaltet sich die profane Architektur. Die immensen Güter, welche einzelnen Adelsfamilien nach den unter Ferdinand li. erfolgten Cvnfiseativnen zufallen, setzen sie in die Lage, kolossale Bauten nach dem Beispiel Wallensteins vorzunehmen. Unter den Angehörigen des Adels, welche dem dreißigjährigen Kriege ihre Reichthümer verdankten, war der in den Grafenstand erhobene Paul Michna von Weitzenhofen einer der bedeutendsten. Durch Verleihung und Ankauf confiscirter Güter, durch Antheil an der unter dem Namen „lange Münze" bekannten finanziellen Gebarung, durch Zustellung des Proviants während des Krieges, sammelte er unermeßliche Reichthümer, von welchen ein großer Theil durch ihn und seinen Sohn Wenzel zu kostspieligen Bauten verwendet wurde. Ans den Gründen des Annaklosters am Ujezd auf der Kleinseite entsteht ein glänzendes Palais mit Garten und in der Nähe desselben die bereits erwähnte Magdalenenkirche, welche Graf Wenzel durch sein Testament vom Jahre 1658 zu seiner letzten Ruhestätte bestimmt. Was die baulichen Unternehmungen Michna's besonders auszeichnet, das sind die reichen Stuckaturen. In die zweite Hälfte des XVII. Jahrhunderts füllt das goldene Zeit alter der Stuccatenre, welche in Prag im Jahre 1657 eine selbständige Zeche gründen, und erst gegen Schluß des XVII. Jahrhunderts wird die Stuccatur durch die anfblühende Freskomalerei wieder verdrängt und auf das Rahmenwerk beschränkt. Wie bei dem Waldstein'schen Palaste ist auch bei dem Palais Michna, dem jetzigen Zeughause, der größte Aufwand auf die dem Garten zugekehrte Seite verwendet worden; auch hier bestand früher eine 8nI1a terrerm, jedoch als ein ganz selbständiger Bau. Das Äußere des Baues ist mit Friesen, Rahmenwerk, Fensterbekrönungen, Nischen ausgestattet, die geräumigen Säle, insbesondere ihre Plafonds sind gleichfalls reichlich decorirt. Die wiederholt vorkommenden dorischen Friese enthalten allerlei Kriegstrophäen und Embleme, welche in uns Reminiscenzen des dreißigjährigen Krieges wachrufen. Das Palais ist nicht mit gleichem Aufwands zur Vollendung gediehen, da die großen Reichthümer der Michna in der dritten Generation völlig zerstieben. Die mit kolossalen Schulden belastete Erbschaft Wenzel Michna's, welcher im Jahre 1667 gestorben war, wurde zum Gegenstand einer der verwickeltsten Erbschaftsverhandlnngen des an großen Erbschaftsprocessen so reichen XVII. Jahrhunderts. Die zahlreichen Stiftungen und baulichen Unternehmungen scheinen zu diesem Ergebniß mit beigetragen zu haben; noch in der „Michnischen Crida" treten Baumeister und Stnccateure, wie beispielsweise ein Dominik Gallus Stuccator, mit bedeutenden Forderungen auf.