412 Außer dem in Wien ansässigen Josef Trenkwald ist Franz Sequens, Professor an der Akademie in Prag, als Vertreter der streng kirchlichen Malerei, ein vielbeschäftigter Künstler. Von ihm sind die Wandmalereien und die Glasfenster der Martinitz'schen und Waldstein'schen Kapellen der Prager Domkirche, zwei große Glasfenster in der St. Heinrichskirche und zwei in der Wiener Votivkirche, die Wandgemälde im Hauptschiff der neu erbauten St. Wenzels-Basilica in Smichov und sämmtliche Glasfenster daselbst. Die Ausmalung der beiden Apsiden in den Seitenschiffen dieser Basilica wurden 1893 von Professor Max Pirner und Sigmund Rudl, der Entwurf und die Ausführung der Cartons für das große Mosaikgemälde in der Apsis des Hauptschiffes von Professor Josef Trenkwald in Wien übernommen. In der Karolinenthaler Kirche haben sich nach dem letztgenannten auch Peter Maixner und in den letzten zehn Jahren Professor Franz Zentsek betheiligt, von welch letzterem auch die Cartons für die sämmtlichen Glasfenster herrühren. Zu dieser Gruppe der religiösen Maler gehört Felix Jenewein von der strengeren Richtung seines Meisters Jan Swerts, dann Johann Mathauser mit seinem figurenreichen großen Gemälde „Christus auf Golgatha" und seinen Wandgemälden, welche er im Kreuzgange der bekannten Wallfahrtskirche auf dem Heiligen Berge bei der alten Bergstadt Pribram gemalt hat. Emanuel Liska erhöht den Eindruck der tief empfundenen religiösen Darstellungen durch eine gute malerische Wirkung („Christus im Gebet auf dem Ölberge", „Nater dolorosa", der „Glaube"). Das größte und bedeutendste Werk Liska's, „Kaiser Maximian erscheinen seine Opfer", ist leider durch Brand zerstört worden. Eines seiner jüngsten Werke ist der „Traum Michel Angelo's". Bei der Ausschmückung des mit großem Aufwand errichteten böhmischen National theaters fanden viele böhmische Maler und Plastiker reichliche Gelegenheit sich auszuzeichnen. In den zur königlichen Hofloge gehörigen Prachträumen — Stiegenhaus und Salons — sind die geschichtlichen Darstellungen von W. Broztk, die Allegorien von A. Hynais und die ans der Sage oder Geschichte bekannten böhmischen Landschaften von Julius Makak gemalt, von A. Hynais auch der Hauptvorhang. Die Malereien im Foyer und in den Lünetten der großen Loggia sind von M. Ales, Franz Zentsek und Josef Tulka. In dieser Richtung thätig sind auch Max Pirner („Dämon Liebe", Cyklus von 13 Pastellbildern, ,14ois"und „Mythologische Mesalliancen", Cyklus von 12 Ölgemälden), ehemaliger Trenkwald-Schüler, ferner der Geschichtsmaler Adolf Liebscher (Zizka mit den Taboriten vor Kuttenberg), welcher sich mit hübschen Skizzen an dem Concurs für die projectirten umfangreichen Wandmalereien im Kunsthofe des Rudolphinums betheiligt hat,und V. Masek, Alfons Mncha (in Paris), endlich Karl Klnsacek (Tanz, Musik und Gesang, Gobelin-Imitation, Kleinstädtischer Kastengeist), dessen colorirter Carton „Gute Verwaltung" in der Landesausstellung 1891 von Seiner Majestät gekauft wurde.