432 Professoren der beiden deutschen Hochschulen in Prag gegründete „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen". Diese beiden Akademien ergänzen sich nur durch Wahl in den Vollversammlungen und gliedern sich in einige Abtheilungen, deren je eine die Vertreter der bildenden Künste vereinigt; beide erstreben in ähnlicher Weise die Förderung wissenschaftlicher, literarischer und künstlerischer Arbeiten durch Gewährung der nothwendigen Geldmittel, durch Zuerkennnng von Preisen und von Stipendien zu Studienzwecken aller Art und durch Herausgabe von Jahrbüchern, welche eine Übersicht über die Leistungen böhmischer Künstler bieten. Die Runftindustrie. Es ist gewiß keine leichte Aufgabe, die Entwicklung des Kunstgewerbes in der ältesten Zeit in einem bestimmten Gebiete, im Bereiche eines bestimmten Landes zu ver folgen. Die Producte der mittelalterlichen Kunst haben sich in der Regel nur spärlich erhalten und die Geschichtsquellen geben uns selten Nachricht über die Pflege des Kunst gewerbes. Es berührt schmerzlich, daß wir in der Geschichte Böhmens häufiger Nachrichten über die Vernichtung der Producte des Kunstgewerbes als über seine Pflege begegnen. Jede bewegte Epoche brachte die Zerstörung kleinerer Denkmäler des Kunstgewerbes mit sich; schon in den ältesten Zeiten, während der Regentschaft Otto's von Branden burg, unter Heinrich von Kärnten, unter Johann von Luxemburg und schließlich zur Zeit der Husitenkriege wurde eine Unzahl von kleineren Denkmälern der bildenden Künste in Böhmen vernichtet. Was damals dem Verderben entging oder neu hergestellt wurde, das ging im dreißigjährigen Kriege zu Grunde, und wie in der ganzen Monarchie, so reducirten auch in Böhmen die Finanzverordnungen aus den Jahren 1806 und 1809 die letzten Überreste der Producte der Goldschmiedeknnst auf ein Minimum. Infolge dieser Schicksalsschläge ist nun das Land, das einst in verschiedenen Zweigen des Kunstgewerbes berühmt war, verhältnißmäßig arm an alten Producten dieser Art. Namentlich gilt dies von der ältesten Zeit, der romanischen Periode. Nur Weniges hat sich in den streng bewachten Schätzen der Kapitel erhalten und Einiges hat in neuerer Zeit der Boden, der in seinem Schoße noch so manches Denkmal birgt, ab und zu bei zufälligen Ausgrabungen ans Tageslicht gefördert. Und was ist von dieser so geringen Zahl das Product fremden, was einheimischen Fleißes? Kleine und tragbare Gegenstände, wie es die Erzeugnisse des Kunstgewerbes waren, gehörten ja stets zu den Handels- und Tauschartikeln. Einiges wurde von fremden Geschäftsleuten importirt, Anderes brachte ein kunstsinniger, angesehener Liebhaber von seinen Reisen in der Fremde als kostbares Andenken zurück, Anderes wiederum widmete ein fremder Spender. Und beinahe Alles,