449 sobald sich die Verhältnisse am Hofe geändert hatten. Nur dort, wo sie sich wirklich den älteren Traditionen oder den allgemeineren Verhältnissen anpaßte, wurde sie auch für die künftige Zeit fruchtbar. Für Prag selbst war die Richtung des Rudolfinischen Hofes freilich auf längere Zeit hinaus entscheidend, aber auswärts konnte sie nicht Wurzel fassen. Allerdings waren hierin auch die frühzeitig ausgebrochenen Unruhen und Kriege hinderlich. Die Gegenstände, welche das Kunstgewerbe Rudolf und seiner Zeit zu verdanken hatte, sind verschieden. Rudolf II. ist vor Allem ein eifriger Sammler, nach Karl IV. Standuhr in Silber und Email (von Michael Sneeberger, 1606). der zweite große Sammler ans dem böhmischen Throne. Doch andere Zeiten, andere Bestrebungen. Die Reliquien der Heiligen beschäftigen längst nicht mehr den verweltlichten Sinn; die Kunst vergangener Zeiten und die Natur mit ihren wunderlichsten Producten und Gebilden sind jetzt die Quellen, aus denen die Sammler schöpfen. Kokosnüsse und Straußeier, Nautiken, Muscheln, Korallen und Bernstein, eigenthümlich geformte Perlen und anderes kostbares Material spielt jetzt die Hauptrolle auf dem Gebiete der Goldschmiede kunst, der die Aufgabe zufüllt, die verschiedenen Gebilde entsprechend auszunützen, sie in ein Ganzes zu vereinigen und mit einer entsprechenden Einfassung ans Edelsteinen zu versehen. Böhmen. 29