462 Mähren sich unterscheidet, dessen Norden der kältere, dessen Süden hingegen der wärmere Theil ist. Unser Kärtchen zeigt gleichsam aus der Vogelperspective, wie in Böhmen Gebirge und Gewässer vertheilt sind, und es sind zu den letzteren nebst Flüssen und Bächen insbesondere auch die Teiche zu zählen, deren Anzahl vormals im ganzen Lande eine ganz bedeutende war und noch gegenwärtig, hauptsächlich im Süden, eine große ist. Das Kärtchen läßt das Königreich Böhmen wie eine von Süden gegen Norden geneigte Tasse erscheinen, deren innere Flüche indeß keine Ebene bildet, sondern von ausgedehnten und beträchtlich hohen Gebirgsmassen durchzogen ist. Bon den Gewässern, da sie mit Ausnahme der Neisse, die dem Baltischen Meere zufließt, in die Elbe münden, gelangt somit sämmtliches Wasser — und die von demselben fortgetragenen Erdtheilchen — in die Nordsee; nur zwei Punkte des Landes bieten die Möglichkeit, einiges Wasser auch dem Flußgebiete der Donau, sonach dem Schwarzen Meere zuzuleiten, das ist der Schwarzenberg'sche Holzschwemmkanal im Böhmerwalde, wo durch eine künstliche Vorrichtung das Wasser der oberen Moldau nach dem Süden gelenkt wird, und der Teich Bor bei Pocätek im Südosten des Landes, der bei normalem Wasserstande nach dem Innern Böhmens — zur Elbe — abfließt, im Frühjahr jedoch bei einer gewissen Höhe des Wasserspiegels auch der Donau Wasser abgibt. Das ganze Land nimmt eine Fläche von 902'8 österreichischen Quadratmeilen oder 51.948 Quadratkilometer ein und liegt zwischen dem 48° 34' — 51° 3' nördlicher Breite und dem 29° 27' — 34° 3' östlicher Länge, hat somit eine Breite von 37 und ein Länge von 44 geographischen Meilen. Die höchsten Punkte des Landes, wo die landwirthschaftliche Production nur in kümmerlichem Graswuchs und in Holznutzungen besteht, sind die Schneekoppe (LusLIru) im Riesengebirge (1600 Meter über dem Meere) und der Arber (luvor) im Böhmerwalde (1450 Meter über dem Meere). Der tiefste Punkt ist die Elbe bei Herrenskr-etschen (klrkirsüo), deren Wasserspiegel dort nicht mehr als 105 Meter über dem Meere liegt. Aus dieser Gestaltung der Erdoberfläche ergeben sich jene Verschiedenheiten im Klim a des Landes, die in neuerer Zeit dahin führten, Böhmen in landwirthschaftlicher Beziehung in elf verschiedene Prodnctionsgebiete einzutheilen, und zwar: 1. Das böhmische Tief land, 8248 Quadratkilometer Flächenraum, umfassend die tiefgründigsten, fruchtbarsten Ebenen. 2. Die südlichen Vorlagen der Sudeten, 4625 Quadratkilometer Flächeu- raum, meist Hügelland mit weniger warmem Klima. 3. Das untere Egerland mit dem Mittelgebirge, 3049 Quadratkilometer umfassend, sehr fruchtbar und mit zum Theile sehr warmen Lagen. 4. Das obere Egerland mit dem Tepler Gebirge, 3289 Quadratkilometer groß, zumeist kältere Lagen. 5. Das Bergland des Berauu- gebietes und des Brdywaldes, 4362 Quadratkilometer, meistens kalkreiche Boden. 6. Das Pilsener Becken, 3260 Quadratkilometer, hügliges, minder fruchtbares