478 die zwar Tausende mittelloser Spinner und Weber beschäftigen, ihnen aber nur ein kümmerliches Dasein bieten, auch dem Landwirth nur karge Preise für den Flachs zugestehen. Unter den Handelsgewächsen besitzt Böhmen in seinem Hopfen (»umnlus luprüns) ein Product, dem vorzügliche Eigenschaften nicht nur in Europa, sondern nahezu auf dem ganzen Erdball den Ruf einer Waare ersten Ranges gesichert haben. Der Hopfen bildet den Reichthnm ganzer Districte und wird mit Recht der Stolz der böhmischen Landwirthschaft genannt. Derselbe nimmt heute etwa 10.420 Hektar des fruchtbarsten Ackerlandes ein und ist im Handel als Roth- und Grünhopfen bekannt. Die vorzüglichste Waare ist der Rothhopfen, dessen Culturgebiet sich hauptsächlich über die Gegenden des Nordwestens, um die Städte Rakonitz (Unkovnik.), Saaz (2n1ee) und Auscha (Oustsk) erstreckt, wo der Hopfen nicht weniger als 8064 Hektar einnimmt. Es sind dort insbesondere die Gebiete der permischen Formation mit ihrer eigenthümlichen Rotherde nebst einigen humusreichen tiefgründigen Alluvien die Pflanzstätte des welt berühmten feinsten Rothhopfens, neben dem der Grünhopfen in den nördlichen Gegenden von Dauba (vukü) die zweite Rolle spielt, da er sich blos auf 875 Hektar Landes ausbreitet und im Handel, wie auch im Preise, dem Rothhopfen nachsteht. Vormals gab es im Lande fast überall einzelne Hopfengärten, deren Producte wohl den Bedarf der nächsten Brauereien zu decken hatten; es finden sich davon noch allent halben Spuren in den Flurenbenennnngen, und im Westen Böhmens, in der Gegend von Klattau (Xlntov^) war im XVI. Jahrhundert nicht nur die Cultur dieser Pflanze volks- thümlich, sondern auch ihr Export ein schwunghafter, wie dies ein lateinisches Gedicht aus jener Zeit mit den Worten bezeugt: „Ollntovin Inpulum ooüt. qnsrn xrnosto Lnvarns ankert" (Klattau baut Hopfen, den der Baier schleunig davonträgt). Im Stadtmuseum zu Klattau wird ein silbernes mit dem Stadtwappen versehenes Petschaft der dortigen Hopfenhalle aus dem Jahre 1553 aufbewahrt mit der Inschrift: „^narnern olmaelove m. Xlatorv" (Hopfenzeichen der Stadt Klattau). Bei dem Reichthum an dem besten Hopfen der Welt, wie nicht minder an der vorzüglichsten Gerste, deren sich Böhmen erfreut, ist es selbstverständlich, daß in seinen Städten die Bierbrauerei zur Blüte gelangte. Ein alter Spruch kennzeichnet die aus nehmende Güte böhmischen Bieres mit den Worten: Urins papa klomae, nun eerevisia Uneonae (Ein Papst in Rom, Ein Bier in Rakonitz). Unser Bild einer modernen Hopfendrahtanlage (auf der Dreher'schen Domäne Michelob, Neellolnp^, an der Buschtehrader Bahn) läßt das Geschäft des Landwirthes zur Zeit der „Hopfenpflücke" im August wahrnehmen; dieser geht eine Reihe sorgfältiger Arbeiten voran, deren Zweck die Förderung einer möglichst reichlichen Entwicklung der