. 645 schon ein Johann Borscheck geschwärmt hatte, war verwirklicht. Bis in die kleinsten Kreise machte sich die Wohlthat freier Bewegung in erweiterten Grenzen fühlbar. Die größte That Maria Theresia's war, auch für Handel und Gewerbe, die „Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschnlen in den k. k. Erbländern" vom 6. December 1774. Die glückliche Hand der Kaiserin erwies sich auch bei der Berufung der künftigen Leiter des Volksschnlwesens in Österreich, Felbiger und Kindermann. „Der Industrie", schrieb damals eben Dechant Ferdinand Kindermann, „der Industrie muß unstreitig ein verhältnißmäßiges Licht vorangehen; in der Finsterniß hat sie sich entweder nirgends niedergelassen oder, wenn sie doch durch einen Zufall gleichsam hin verschlagen wurde, hat selbige dort sich nicht lange erhalten." Franz und Johann Joses Leitenberger. Ein goldener Ausspruch! Von solcher Anschauung ausgehend, hatte Kindermann in einer Musterlehranstalt, der „Hohen Schule zu Kaplitz", den Beweis der Durchführbarkeit einer organischen Verbindung der Volksschule mit der „Industrieschule" vor Jahren erbracht. Darauf aber kam es Kindermann als Schulreformator in Böhmen an. Und schon zwei Jahre nach Eröffnung der „Normalschule" in Prag durch Kindermann (15. November 1775) gab cs in Böhmen an mehr als 500 Olten nach der neuen Lehr methode vorgebildete Schulmänner. Außer den Spinn- und Webeschulen im engeren Sinne, mit deren Einführung, wie erwähnt, schon vor Kindermann begonnen worden war, zählte man im Lande, besonders aber in den deutschen Gebirgsgegenden bald Hunderte von allgemeinen „Industrieschulen" im innigsten Zusammenhang mit der Volksschule, in welchen Knaben und Mädchen nicht nur im Spinnen, Klöppeln u. s. w., sondern auch