Der erste verdankte seine Bitdung der Pariser Hochschule, war Canonikus des Prager
Domkapitels und verfaßte in lateinischer Sprache sein denkwürdiges Werk: Vs rs^ntis
vslsris et novi tsstninsirti, in dem er die Grundprincipien des Christenthums ent
wickelt und auf das göttliche Beispiel des Erlösers hinweist. Der zweite, Thomas von
Stltne, ein Vladyka aus dem südlichen Böhmen und Zögling der Prager Universität,
betrat nicht die bei den damaligen Gelehrten gewohnte Bahn, cr schrieb nicht lateinisch
und in der dunklen Manier der theologischen Casuistik, sondern er liebte die Volkssprache
, und bot in klarem, anmuthigem,
d von allem leeren Philosophiren
freiem Stil Belehrung. Seine
Werke sind nicht Producte einer
Fachgelehrsamkeit, sondern die
Resultate einer frommen und
geistvollen Reflexion über die
wichtigsten Dinge der christlichen
Moral und Dogmatik; er selbst
leitet in seiner ungekünstelten
Bescheidenheit ihren Ursprung
aus dem Verkehr mit dem be
geisterten Milic ab, ans der Be
rührung mit gelehrten Freunden,
aus den Exegesen der Kirchen
lehrer und aus der fleißigen
Lectüre der heiligen Schrift.
Was er hier fand, bearbeitete er
mit sorgfältiger Hand, theils zur
Belehrung seiner Kinder, theils
zur eigenen Erbauung. Er wählte
dazu meist die Form kleinerer Tractate, die er dann nach ihrer Verwandtschaft in größere
Sammelwerke vereinigte, für den weiteren Gebrauch änderte und oft auch von Grund aus
nmarbeitete. Unter den ursprünglichen haben den größten Werth die ,vsei dsssckni"
oder fromme Gespräche zwischen Vater und Kindern über Gott, die Engel und die
Menschheit, ein Werk von speculativem Charakter, das hier und da mystisch angehaucht
ist, dann die „Knills Lsstsr^ o obsen^cti vsesell krsst'ansk^eU" (Sechs
Bücher über allgemeine christliche Dinge) und die ihnen ähnlichen ,UniU^ nnuesnt
üdssl'nnsüsllo" (Bücher der christlichen Lehre) mit moral-philosophischem Inhalt.
Cosmas von Prag; nach der Leipziger Handschrift.