202 entrissenen Kränzchen loskanfen. Die Braut verwahrt das Kränzchen des Bräutigams in ihrer Kleidertruhe bis zu ihrem Tode; es verlieren, wäre von schlimmer Vorbedeutung. Ans der Kirche begibt sich der Hochzeitszng nach dem Hause des Bräutigams. An einer geeigneten Stelle im Dorfe wird ihnen „das Thor gesperrt". Quer über die ganze Gasse wird ein mit bunten Tüchern und Bändern dicht behangener Strick gespannt. Vor diesem Thore stellen sich zwei Bursche, mit Säbeln bewaffnet, als Thorwache auf, ein dritter Bursche bewillkommt die Neuvermälten und die übrigen Hochzeitsgäste mit einer Ansprache und mit einer vollen Flasche, worauf dann diese das gesperrte Thor „mit einem silbernen Schlüssel" öffnen müssen. Sobald die Braut die Hausschwelle des Bräutigams überschritten hat, reicht ihr eine von den sie begleitenden Frauen einen Kehrbesen, mit dem die Braut das Vorhaus bis zum Feuerherde kehrt. Daselbst steht ihre zukünftige Schwiegermutter. Die Braut bittet dieselbe, sie als die angetraute Frau ihres Sohnes wohlwollend anfzunehmen. Die Schwiegermutter verspricht ihr, sie als ihre eigene Tochter anzusehen, und umarmt sie. In der Gegend von Ungarisch-Brod streicht die Schwiegermutter der Braut und ihrem Sohne ein Stückchen Honig auf die Hand, den sie sich daun wechselseitig ablecken, damit sie einander stets lieb und angenehm bleiben. Nach einem kurzen Mittagmahl im Hause des Bräutigams begeben sich die Hochzeitsgäste ins Wirthshaus, wo die jungen Leute bis zum Hochzeitsmahl dem Tanz huldigen. Gegen 5 bis 6 Uhr abends begibt sich die ganze Gesellschaft unter Musikbegleitung in das Haus der Braut zum Hochzeitsmahl. Die Braut sitzt mit den Kranzeljungfern und der Brautmutter am vornehmsten Tische in der rechten Zimmerecke unter den Heiligen bildern, die übrigen Gäste placiren sich, so gut es eben geht, au den Tischen, die im Zimmer der Länge und der Quere nach ausgestellt sind; die Musikanten haben ihren Platz rückwärts bei der Thür. Der Bräutigam sitzt nicht beim Hochzeitsmahl, sondern geht mit den die Gäste bedienenden Brautführern von Tisch zu Tisch, nachsehend, wo was Vonnöthen ist. Die Braut hat vor sich den Teller umgewendet liegen und genießt gar nichts von dem ganzen Hochzeitsmahl. Im westlichen Mähren legt man ihr zu dem umgewendeten Teller ein hölzernes Messer. Ihrem Beispiel folgen gewöhnlich auch die Kranzeljungfern, denen bei dem Hochzeitsmahl obliegt, die Gäste durch Gesang zu unterhalten. Das Menu des Hochzeitsmahles war bis in die neueste Zeit überall höchst einfach. Was die eigene Haus- und Feldwirthschaft lieferte, wurde den Gästen vorgesetzt und dazu wurde vieles von den Gästen selbst beigesteuert. In der reichen Hanna z. B. war das Menu aus folgenden Gängen zusammengesetzt: 1. Nudelsuppe, 2. Rind fleisch mit Krensauce, 3. Kalbsgekröse-Suppe, 4. Schwarze Sauce, 5. Braten mit Kraut, 6. Kuchen. Den Braten verspeisten die Gäste nicht an Ort und Stelle, sondern nahmen