284 an den Rath enthält eine Stelle, welche von eingerissener Unordnung in, Meistergesänge berichtet: „das offt ein Singer herkomen ist, der kaum ein rechter Schüler war, vnd gleichwol Schul gehalten." Da im Jahre 1571 eine heftige Pest in Jglau wüthete, mag es wohl bei einem mündlichen Bescheide des Rathes sein Bewenden gehabt haben, wenigstens findet sich nichts Schriftliches darüber. Noch ist die ^chul- oder Anschlagtafel der Jglauer Meistersinger erhalten und wird als theures Kleinod aus den Zeiten strebsamer Bürgertüchtigkeit im Rathhause von Jglan anfbewahrt. Das Mittelfeld dieses interessanten „Anschlags" oder „Postenbriefes" stellt einen eingezännten Garten mit sieben Pforten vor; ans den Eingängen sind die allegorischen Figuren der sieben freien Künste angebracht. In der Mitte des Feldes sitzt ein Meistersinger auf dem Singstuhl, über ihm hängt der Kranz mit der Schaumünze. Oben links sitzen um einen Springbrunnen die zwölf alten Meister, welche der Sage nach den edlen Meistergesang gestiftet haben sollen; rechts in der oberen Ecke sitzen um einen Tisch, ans welchem die Bruderlade, sowie die Bibel und der Pfennig mit der Kette liegen, die nenn Jglauer Meister, auf deren Kosten die Aushängetafel beigestellt wurde; unter diesen beiden Gruppen steht zuhörendes Volk. Im Mittelfelde sind noch allerlei allegorische Dinge gemalt, so der heilige Geist als Taube, dann ein Lamm mit der Siegesfahne, welches von einem Wolf, der durch eine Bresche der Mauer eindringen will, verfolgt wird, dann in den Ecken die vier Hauptwinde. Die neun Felder am oberen und am unteren Rande des Bildes enthalten theils Texte von Bibelstellen und Psalmen, theils Abbildungen, so oben die Geburt und Auferstehung Christi, die Ausspendnng des heiligen Geistes, unten den König David ans der Harfe spielend und die Belagerung Jerusalems durch Titus. Die ganze Ausführung des Gemäldes zeigt deutlich die Tendenz der Schule, neben der Pflege der Poesie den reinen Glauben zu bewahren. Die Tafel wurde im Jahre 1612 von dem stummen Maler Johann Weidhofer ausgeführt und kostete 14 Schock Groschen. Die „Tabulatur und Ordnung, wie es soll in der Bruderschaft gehalten werden" aus dem Jahre 1571 ist sehr dürftig und kurz und enthält nur 32 Gesetze über den Vortrag der Meistergesänge und die wichtigsten Fehler ohne irgendwelche nähere Erklärungen. Erst die Schulordnung aus dem Jahre 1615, welche 20 Punkte enthält, gibt uns emen anziehenden Einblick in die gute Zucht und Ordnung, welche die ehrsamen Meistersinger von Jglan in ihrer Schule aufrechtzuhalten bemüht waren, und über die behagliche Freude, mit der sie die Schulfeste abzuhalten pflegten. Wir erfahren daraus, daß zu Jglan vier Haupt- oder Festschulen im Jahre abgehalten wurden, nämlich zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten und den zehnten Sonntag ans Trinitatis. Eine Gesellen schule sollte zu Michaelis stattfinden.