465 Ausland abgeben. So wird z. B. das nöthige Panzermaterial für die Gotthardbefestigung von den Vitkovitzer Werken geliefert. Um schließlich eine Vorstellung von der Großartigkeit des Betriebes zu geben, sei noch erwähnt, daß in den verschiedenen Anlagen über 8000 Arbeiter ihre Beschäftigung finden, über 200 Dampfkessel mit 15.000 Quadratmeter Heizfläche geheizt werden und 306 Dampfmotoren mit fast 16.000 Pferdekräften die verschiedensten Arbeiten besorgen. 26 Kilometer normalspuriger Bahnen mit 8 Locomotiven und 235 Waggons und 21 Kilo meter schmalspuriger Bahnen mit 17 Locomotiven und 260 Waggons stehen den Betrieben behufs Transportes der Materialien innerhalb des Werkes und zur Zu- und Abstreifung derselben von und zu den Eisenbahnstationen zur Verfügung. An Brennmaterialien werden endlich jährlich über fünf Millionen Metercentner Steinkohlen und über zwei Millionen Metercentner Coakes verbraucht. Welchen Einfluß diese Industrie ans die Entwicklung von Vitkovitz genommen hat, mag daraus ersehen werden, daß dieser Ort, der vor 60 Jahren kaum 200 Einwohner hatte, heute eine Einwohnerzahl von mehr als 12.000 Seelen auf zuweisen hat. Wer aber meinen sollte, die Industrie habe den Ort in ein Wirrwar von rüstigen Fabriksgebäuden verwandelt, wird sich beim Besuch desselben auf das ange nehmste enttäuscht fühlen. Neu-Vitkovitz besteht vielmehr aus zahlreichen Villen, schmucken Arbeiterhäusern, hat gut gepflegte Straßen, hübsch gebaute Schulen, eine sehr schöne Kirche, ein Werkshötel, wie es viele größere Städte nicht aufzuweisen haben, Waarenhallen, den Wilhelmspark und endlich ein ans einzelnen Pavillons bestehendes Krankenhaus, welches als mustergiltig in seiner Anlage bezeichnet werden muß. Außer den Eisenhütten bestehen in Mähren keine Metallschmelzstätten mehr, wohl aber in Privoz bei Mährisch-Ostrau noch zwei Zinkwalzwerke, welche meist aus dem Auslande stammendes Rohzink zu Blechen verarbeiten. Von den alten Alaunhütten endlich in Boskovitz, Cernahora, Obora, Lissitz u. s. w., welche Alaun, Glaubersalz und Vitriol erzeugten, ist heutzutage keine Spur mehr vorhanden. Gewerbe, Industrie und Verkehr. Mähren ist eine der fleißigsten und leistungsfähigsten Werkstätten des Reiches. Vor Allem sind es die Schätze des Bodens, welche der gewerblichen Entwicklung der Markgrafschaft Ziel und Richtung gaben. Starke Kohlen- und Eiscnlager begünstigten die Entfaltung der Industrie im Sinne moderner Technik. Die Keramik findet vortrefflichen Thon, der holzverarbeitende Betrieb ausgedehnte und gut gehaltene Forste. Flachsbau und Schafzucht ermöglichten seinerzeit, als das coloniale Spinnmaterial noch nicht den Hanptbedarf deckte, das rasche Aufblühen der Textilindustrie. Die rationelle Cultur der cm»«. 3N Mahren.