Die ersten Arbeiterhäuser Brünns. Anzeichen gewerblichen Betriebes. Lehrmeister waren dicFlamänder,welche um dasXIII. Jahr hundert, dem Auswanderungs- und Besiedlungszuge nach Osten folgend, bis in die Sudetenländer vordrangen. Sie beherrschten mit ihrer Technik, ihren Jnnnngs- und Städterechten den Anfang der handwerksmäßigen Periode. An den Einheimischen fanden sie gelehrige Schüler, die in den zahlreichen über das Land vertheilten Städten das zünftige Wollengewerbe zu hoher Blüte brachten. Hierbei ist insbesondere der gemeinsamen Anstalten, sei es zur Erleichterung der Production, als: Appreturen, Färbereien u. a., sei es behufs Sicherung preiswürdigen Absatzes zu gedenken. Kümmerliche Reste solcher Anlagen bestehen noch heute und reden, ebenso wie die Überbleibsel der Gesellenladen, von dem einstigen Vorhandensein einer in diesem Productionszweige nunmehr überlebten Wirthschaftsordnung. In der Gegenwart bedient sich das mährische Wollengewerbe der beiden Betriebs formen der Fabriks- und der Hausindustrie. Freilich nicht der Hausindustrie in jenem patriarchalischen Sinne, wo das Bekleidungsbedürfniß der Familie durch die Winterarbeit der Hausgenossen gedeckt wird, sondern bereits in der Form des Verlagsystems, wo für Rechnung eines Unternehmers die Lohnarbeit, statt in dessen Werkstätte, in der Wohnung des Arbeiters unter Zuhilfenahme der Angehörigen des letzteren verrichtet wird. Selbst die handwerksmäßige Periode benützte zur Herstellung der Garne die Heimarbeit der Landbevölkerung, ebenso wie eine nichtzünftige, außerstädtische Wollenweberei ohne Zweifel neben dem ehrsamen Handwerk selbst in dessen Blütezeit bestanden hat.