616 Auch an dichterischen Einzelleistnngen fehlt es nicht. So veröffentlichte der Geschichts schreiber Franz -viller (1805 bis 1855) aus Troppau metrische Übersetzungen aus dem Spanischen und Italienischen, und der nach dem Namen seiner Vaterstadt Engelsberg bekannte Componist Eduard Ritter von Schön (geboren 1825) dichtete den Text zu mehreren seiner beliebtesten Chöre und bekundete namentlich in den, leichten und freien Erfassen humorvoller und komischer Stimmungen ein entschiedenes Dichtertalent. Die Reihe der schlesischen Frauen, welche sich literarisch bethätigt haben, eröffnet die in Roman und Drama geschilderte Schauspielerin Therese Krones (1801 bis 1830) aus Freudenthal. Sie hat durch die Naturwahrheit und Grazie ihres Spieles in den Zwanziger-Jahren am Leopoldstädter und Wiedener Theater ihre Triumphe gefeiert und im Stile Raimunds eine Reihe humorvoller Zauberpossen gedichtet, welche, wie „Nebclgeist", „Cleopatra", „Sylphide das Seefräulein", wenigstens das Bedürfniß jener Tage vollauf befriedigten. Andere Frauen wandten sich lediglich dem Roman und der Novelle zu. Formgewandt erzählt Maria Therese Mah (Anna Wichodil) aus Bielitz iu jenem Einklang von Geist und Gemnth, welchen sie in „Mimosa" als das Ideal weiblicher Anlage gepriesen hat; Julie Glaßner aus Troppau dichtet mit naivem Sinn und lyrischem Anhauch, und die Gräfin Anna Pongracz aus Teschen, welche nebst Gedichten auch den Roman „Aus eigener Wahl" und „Skizzen ans der Gesellschaft und dem Leben" ver öffentlichte, hat sich in dem Lebensbild „Die Häßliche" als kunstverständige Schülerin der realistischen Schule erprobt. Auffallend stimmt die Schranke, durch welche die deutsche Literatur in Schlesien bisher eingeengt zu sein scheint, mit der mehr lebhaften als concentrirteu Anlage des Schlesiers zusammen: Lyrik und Epik liegen sicherer im Umfange seines dichterischen Talentes, als die streng geschlossene dramatische Form. Lzechische 5-prache und Literatur. Ein Viertel der Gesammteinwohner (130.000 Seelen) zählend, ist die böhmische Bevölkerung Schlesiens in zwei fast gleich großen Gruppen ansässig: in der Bezirks- hanptmannschaft Troppau und in dem westlichen Theile des Teschner Landes. Der letztere Umstand veranlaßt eine Menge Fragen, z. B.: Ist die böhmische Bevölkerung dort ebenso autochthon, wie sie es im Oppalande ist, das als ehemaliger Bestandtheil Mährens heute noch zur Diöcese Olmütz gehört? Für die Periode, da im Oppalande das Lateinische und daneben seit etwa 1350 bis zum Jahre 1426 das Deutsche diplomatische Sprache blieb, wären, abgesehen von der berühmten lateinischen Papst- und Kaiserchronik des Troppaners Martin Strepus