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Vinstivackn LleLskü, deren weitere Bände die Geschichte und Topographie Schlesiens
behandeln. Demselben Zweck dient auch der Vestniü Natieo Opnvskö, der ein wissen
schaftliches Leben anzuregen strebt. Die Erzählung und den Roman pflegt Slämas
Kronilrn 8Io2süä.
Der böhmische Dialect im Troppan'schen, beeinflußt durch Zuzüge von Ansiedlern
ans den polnischen Fürstenthiimern sowohl nach dem dreißigjährigen Kriege als nach der
Theilung Schlesiens, hat ein altböhmisches Gepräge, weil des Umlautes entbehrend und
über die Laute 8 und verfügend. Polnische Ausdrücke werden, z. B. initreAa, in die
böhmische Lautlehre entweder richtig in initrrwik oder unrichtig in initrnml' umgegossen.
Ähnlich ergeht es böhmischen Worten in dem polnischen Antheile. An der Sprachgrenze
selbst braucht man nicht zu staunen, wenn eine Kellnerin im polnischen Dorfe üusolc
cisloeinx anbietet, da man im böhmischen Dorfe wiederum üavvnloü töinaello hören
kann. Der Kenner der Lautlehre läßt sich nicht beirren.
Die polnische Literatur.
Die Polen Schlesiens zählen gegenwärtig 178.099 Seelen, sind somit ein geringer
Brnchtheil jenes großen Ganzen, dessen österreichischer Antheil seine Sitze in Galizien und
seinen geistigen Mittelpunkt in Krakau findet. Selbstverständlich nahmen sie an allen den
geistigen Regungen, die durch Jahrhunderte von dem so nahe gelegenen Krakau ausgingen,
den regsten Antheil, wenn uns auch directe Nachrichten über literarische Vorgänge, deren
Schauplatz gerade Schlesien gewesen, fehlen. Nur mit Rücksicht auf den Gesammtentwick-
lungsgang der polnischen Literatur könnten wir auch für Schlesien drei Perioden ansetzen.
In der ersten Periode, welche mit der Einführung des Christenthums in Schlesien
beginnt und bis gegen das Ende des XV. Jahrhunderts dauert, kann von einer eigentlichen
Literatur keine Rede sein. Die lateinische Sprache war in dieser Zeitperiode fast ausschließ
lich im Gebrauch, die Landessprache barg ihr stilles Dasein in der niederen Hütte des
Landmannes und blieb in ihrer Abgeschlossenheit rauh und ungefügig. Die Bildung des
Volkes stand auf einer sehr niedrigen Stufe. Während in anderen Ländern die Pfarr-
und Klosterschnlen eine segensreiche Thätigkeit entfalteten, sind im Herzogthnm Teschen
bis gegen das Ende des XIV. Jahrhunderts trotz der entgegengesetzten Behauptungen
neuerer Schriftsteller keine Spuren von der Existenz solcher Schulen zu finden. Die
Geistlichen beschränkten ihre Thätigkeit ans das religiös-kirchliche Gebiet und richteten ihr
Hauptaugenmerk auf die Milderung der rohen Sitten des Volkes, das die Fesseln des
Heidenthums noch nicht völlig abgestreift hatte. Gleichwohl übte die Kirche einen Einfluß
auf die Sprache des Volkes durch Abhaltung von Predigten und durch Einführung mancher