280 alle Dörfer und Eiuödhöfe abstreifen. So kommt es, daß man jetzt nur noch bei einigen Bezirken von einer eigentlichen Thaltracht sprechen kann, nämlich einer solchen, welche jahraus jahrein getragen wird. Sonst findet man dieselbe nurmehr als Feiertagskleid oder bei festlichen Gelegenheiten, wie Processionen, Schützenaufzügen, Hochzeiten und ähnlichen Anlässen. Die schönste Tracht, welche auch noch als Alltagskleid getragen wird, hat der Burg- grasier. Wenn man diese reckenhaften Gestalten von Algund oder Schenna auf dem Kirchplatz von Meran in ihren braunen Lodenjoppen mit den breitansgeschlagenen Deutschtiroler Trachten: II. is. Pusterthal. iz. Selrain. 14. Brixen. scharlachrothen Brnstlappen und den breiten grünseidenen Hosenträgern über dem rothen Leibchen dastehen sieht, so möchte man fast traurig gestimmt werden bei dem Gedanken, daß auch diese Tracht allmälig verschwinden wird. Dazu haben sie kurze bocklederne Hosen' und blühwerße Strümpfe; die Füße stecken in sogenannten Bundschuhen, den Leib umspannt em schon ausgenähter Gürtel, ans dem Kopfe sitzt ein schwarzer oder dunkelbrauner Hut mit breiten Krämpen. Der weibliche Thell der Bevölkerung ist nicht minder kleidsam ausgestattet. Den geschmeidigen Körper umhüllt ein verschnürtes Mieder und ein etwas Ichwerer blaubranner Rock, von dem sich die brennrothen Strümpfe allerliebst abheben Den Hals umschlingt ein seidenes Tuch, das sich rückwärts am Nacken tief einsenkt. Die meist blonden Haare sind glatt und nieder nach rückwärts gekämmt und hinten von einer- bunten Nadel durchstochen.