298 sonst schwachen Verben: sieg sagte, miech machte, schied schadete nnd ähnlich. Merkwürdig sagt inan in mehreren Gegenden statt: „er fängt an grob zu werden" er wird grob änfängen oder geat anfocha fängt an gehen. Für Mädchen nnd Bub gibt es in verschiedenen Gegenden verschiedene Ausdrücke: gitsche, gitschilc, diarn, diarnle, sandte, schmölze, menschin, fel, sechl, fvle, focha, pfott und dergleichen, bne, napf, lotter, loutter, loda, lvttall, kund, gsvll, zoch, zöchl, knöche nnd ähnliche. Die älteste Tochter heißt in einer Gegend 's Kind, auch wenn sie schon verheiratet ist nnd selbst Kinder hat. Von Zirl hinauf beginnt die schwäbische Mundart, die im Süden bis gegen Meran reicht und schon im obersten Theile des Lechthals und im hintersten Paznannthal auf alamannischex- Sprachgebiet stoßt. Schwaben nnd Alamannen sind jedoch nicht als ver schiedene Stämme zu betrachten, wenn auch die beiden Dialecte gewisse Verschiedenheiten namentlich im Voealismus aufweisen. Schwäbisch ist eigentlich nur ein entwickelteres Alamannisch. Das Schwäbische steht dem Baierischen in vieler Beziehung näher, z. B. darin, daß beide Dialecte an Stelle der alten Voeale i, ü, in jetzt ei, au nnd eu haben, allerdings mit verschiedengesärbter Aussprache. Die alamannischen Mundarten Vorarlbergs theilt man in folgende Gruppen ein: 1. Die Walsermnndart mit durchaus schweizerischem Gepräge. 2. wie Bregenzerwülder Mundart nnd zwar die des inneren (Hinteren) und äußeren (vorderen) Waldes. 3. Die Unterländer Mundart bis Ems. 4. Die Oberländer Mundart und zwar a) die Rankweil-Feldkircher Mundart oder die des vorderen WalgauS von Ems bis zu den Klausen bei Feldkirch und Lateins, b) die Mundarten des inneren Walgaus, c) die Montavoner Mundart mit ziemlich vielen Romanismen. Mit dieser nüchst- verwandt ist die Mundart des Klosterthals. Dazu kommt noch die alamannische Mund art in Galtür im tiefen Hintergrund des Paznanner Thals, das ein Seitenthal des Oberinnthals ist. Hauptmerkmal der alamannischen Mundarten: Altes ü, i, ü (in) ist in der Wurzelsilbe bewahrt, z. B. hüs Haus, Schwizer Schweizer, hüte heute. Noch ein paar Worte über die deutschen Sprachinseln in Südtirol. Deutsch wird südlich vom Brentathal heute nur mehr gesprochen im Dorfe Lusarn (Luserna), während m St. Sebastian kanin noch Spuren vom Teutschthum vorhanden sind. Nördlich vom Brentabccken ist es namentlich das obere Fersenthal, wo die sogenannten Mocheni (etwa 1.300 an der Zahl) noch deutsch reden. Ganz deutsch sind nur die Dörfer Falise (Falesina mit ungefähr 130) und Palei (Palü mit ungefähr 450 Einwohnern). Gemischt sind Walzurg (Vignola), Gereut (Frassilongo), Aichlait (Roveda), Anßerberg (Francesco) und Mitter- berg-Jnnerberg (St. Felix) mit zusammen 700 Deutschen gegenüber 1.000 Italienern. Ta die Lnserner und Mochener statt sagt küt gebrauchen, heißt inan sie auch Küter. Diese Dialecte sind ein durch das Italienische stark beeinflußtes Baierisch, nur das Lnsernische hat viele Anklänge an das Schwäbisch-Alamannische.