Bau und tritt gleichsam in eine ästhetisch wohlberechnete Formverwandtschaft zu den mächtigen Silhouetten der Berge. Unter zahlreichen Kirchthürmen dieser Art ist jener zu Karres im Oberinnthal als schönstes Beispiel erwähnenswerth. Der Verfall der Gothik macht sich in Tirol bei den im XVI. Jahrhundert entstandenen Kirchenbauten durch geringe Ausbildung oder gänzliche Verlegung der Strebepfeiler nach dem Innern des Baues bemerkbar. An Stelle dieser Pfeiler treten an den Fanden meist schmale Lissenen von drei- oder rechteckigem Quer schnitt, welche der constructiven Be deutung entbehren und nur 'eine mangelhafte Gliederung der Außen wände bewirken. Das symmetrisch gestaltete Maßwerk der Blütezeit gothischen Stils wird durch die soge nannte Fischblase verdrängt; der doppelt geschweifte Kielbogen vertritt den regelrechten Spitzbogen häufiger und die Profilirung der Schiffpfeiler, Portale und anderer Bauelemente wird überladener. In Südtirol sind bedeutende Kirchenbauten, wie die durch das TrienterConcil historisch berühmt ge wordene Kirche S. Maria Maggiore in Trient, sowie jene zu Condino und Civezzano charakteristische Bei spiele des Eindringens decorativer Renaissanceformen in das gothische Bausystem. Die hochinteressante Kirche in Civezzano, welche auf Veranlassung des Cardinals Bernhard von Cles in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts erbaut wurde, ist gegenwärtig noch vortrefflich erhalten, einschiffig, in schlanken gothischen Verhältnissen aus rothem Marmor hergestellt, einem Materiale/welches dem Formenapparat italienischer Renaissance ungleich besser entspricht als jenem des Mittelalters. So findet sich auch an diesem Bauwerke die Fa^ade mit hohen Pilastern an Stelle der nach innen verlegten Strebepfeiler gegliedert, ähnlich wie bei S. Maria Maggiore in Trient, und nur die schlanken, mit schönemMaßwerk geziertenSpitzbogenfenster entsprechen dem architektonischen Burg Karneid bei Kardaun.