463 und die beiden charakteristischen Hirten hervorragen, nehmen die vollste Aufmerksamkeit des Beschauers in Anspruch. In voller Unkenntniß nicht blos über die Lebensverhältnisse, sondern auch über die künstlerische Entwicklung des Meisters können wir ihn allein aus seinen Werken beurtheilen. Wenn auch von der flandrischen Schule beeinflußt, steht der aus deutschem Boden gebildete Meister doch selbständig da. Obwohl seines Zeichens Maler, hat er, wie die von ihn: zur Herstellung übernommenen Altäre beweisen, durch die zu denselben gelieferten Zeichnungen auch bedeutenden Ein fluß ausdieBildschnitzerei geübt, wie dies nament lich der Altar in Gries beweist, wo die Unruhe in der Behandlung der Gewandung auf das Streben nach malerischer Wirkung zurückzuführen ist. Aber nicht blos Bildschnitzer beschäftigte Pacher, sondern auch Maler, wie die höchst wahrscheinlich derselben Familie angehörigen Friedrich und Hans Pacher, von denen die vom Geiste und der Malweise Michaels ab- Das Wappen Tirols im Fürstenhause von Meran. weichenden Malereien am berühmten Altar von St. Wolfgang herrühren dürften. Von Friedrich Pacher findet sich ein urkundlich beglaubigtes Bild, die Taufe Christi, in Freising. Er hatte dasselbe ursprünglich (1483) für das Spital in Brixen gemalt. So erscheint denn Michael Pacher als Gründer einer Schule für Maler wie für Bildschnitzer, und von welcher Fruchtbarkeit diese Pacher'sche Schule war, beweist am besten, daß so viele hervorragendere Werke der Plastik wie der Malerei des XV. Jahr hunderts dem gefeierten Meister von Bruneck zugeschrieben werden, Werke, welche, wie z. B. der Altarschrein in der Kapelle des Schlosses von Tirol, auch in der That seine geistige Schöpfung sein könnten, wenn sie auch in mancher Beziehung von den