524 Die Angehörigen des Lechthaler Schlages besitzen vorwiegend die Färbung und die Gestalt der benachbarten Algäuer Race, in den Physiologischen Eigenschaften jedoch arten sie den Oberinnthalern nach. Sie sind etwas größer und schwerer, auch voller und breiter geformt all-- diese, haben einen feiner geschnittenen, sowohl im Stirntheile als auch in der Wangenpartie breiter angelegten Kops und stämmigere Füße, sowie eine breitere Hinter hand mit tief herabhängendem Enter, das in seiner Milchergiebigkeit hinter jener der Oberinnthaler Kühe keineswegs zurückbleibt. Auch die Mastfühigkeit dieses Schlages kann so wenig in Zweifel gezogen werden als seine Eignung zum Zuge, so daß wir hier einen Rindertypus für mehrseitigen Nutzgebrauch vor uns haben, wie er selten anderswo in gleicher Güte und Schönheit angetroffen wird. Dei der Dichtheit und Dürftigkeit der oberinn- und lechthalschen Bevölkerung ist der Grundbesitz schon seit unvordenklicher Zeit sehr zertheilt. Bauernhöfe mit einem angemessenen Complex von Feldern und Wiesen, die einen größeren Viehstand zu ernähren vermöchten, existiren im Oberinn- und Lechthal überhaupt nicht. Die meisten bäuerlichen Anwesen bestehen aus wenigen Parzellen sogenannter Haus- und Heimgrüude (Äcker und Wiesen) im Ausmaße von 2 bis 4 Hektar, und wenn es auch namentlich in den höheren Berg- und Nebenthalgemeindeu Wirtschaften gibt, welche 5 bis 10 Hektar und mehr an landwirthschastlichem Grundareale besitzen, so sind in demselben die in diesen Gegenden hauptsächlich vertretenen Galt- oder Hochmahde mit ausgenommen, die gewöhn lich nur einen geringen Fntterertrag liefern. Waldungen, Hutweiden und Alpen sind in den angeführten Besitzstandsgrößen nicht inbegriffen, weil dieselben in der Regel nicht Privat-, sondern Gemeinde-Eigenthum sind und den einzelnen Haus- und Grundbesitzern nur bestimmte Nutznießungsgerechtsame (Weide- oder Gras-, sowie Streu- und Holz bezugsrechte) zustehen, denen es übrigens zu verdanken ist, daß im Durchschnitt ein selbständiger Grundbesitzer doch 4 bis 5 Stück Hornvieh zu halten vermag. Immerhin trägt infolge der herrschenden kleinlichen Besitz- und Wirthschafts- verhültnisse der Zuchtbetrieb im ganzen oberinn- und lechthalschen Rayon den Charakter der sogenannten kleinen Hauszucht des Riudes an sich, der sonst durch örtlich größere Ver schiedenheiten im Exterieur sowie im Nutzwerthe der gezüchteten Thiere gekennzeichnet zu sein Pflegt, unter allen Umstünden aber mit den jeweiligen Verhältnissen des Futterwachs thums und mit den Schwankungen des Absatzes, ferner mit dem Stierhaltungswesen und anderen Calamitüten zu kämpfen hat. Hinsicht der Besitzzustünde erscheint das untere Jnngebiet gleichwie das östliche Pusterthal vortheilhast ausgestattet. Im Unterinnthal kam es auch nicht entfernt zu einer ähnlichen Bodenzertheilung wie im Oberinn- und Lechthal. Der landwirthschaftlich benütz bare Grund und Boden ist fast durchgehends bäuerlicher Besitz und innerhalb der dauernd