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Stelle der wirkungsvollen forinenreichcn Fa^adenarchitektur des Südens eine nüchterne
Behandlung des Äußeren und dafür eine sorgfältigere des Innenausbaues treten. Die
italienischen Architekturelemente, wie offene Hallen, Loggien und Baleone, werden gegen
Norden immer seltener zur Anwendung gebracht; der geschlossene Erker muß die luftigen,
säulengezierten Altane ersetzen, welche in dcnEdelansitzen des Epp an er Gebietes noch
durchwegs Vorkommen und in jenen des unteren Pusterthals noch einige Repräsentanten
finden. Die Schloßbauten Nordtirols sind jedoch durch eine reichere Gruppirung, welche
Ehemaliger Edelansitz in Überetsch (St. Michael in Eppan).
sich aus der Anlage deutscher Burgen entwickelt hatte, ausgezeichnet. Die geringere
Wirkung plastischer Gliederungen und Ziermotive an dem spärlicheren Sonnenlicht der
nördlichen Gegenden und der Mangel an geeignetem Steinmaterial führte hier zum
Ersatz der Reliefarchitektur durch eine gemalte. Die an den Fanden in Malerei dar
gestellten architektonischen und ornamentalen Formen entsprechen dem jeweilig herrschenden
Kunststil. Der Steinarchitektur entnommen sind in freierer Behandlung Fenster
umrahmungen, Portalarchitekturen, Eckpfeiler, Lissenen, Spiegel- und Rautenquader in
perspectivischer Auffassung an den Gebäudefronten ul lrssao oder in Sgraffitotechnik
dargestellt. Fa^adenmalercien au den Wohnbauten Tirols aus dem XVI. Jahrhundert sind