31 Parkanlagen überblickt, welche mit ihrem erquickenden Grün die Häuserreihen unterbrechen. Es ist eine Eigenthümlichkeit Lembergs, daß es mit dem beinahe idyllischen Reiz seiner Gärten und Vorstadthaine die theilweise Nüchternheit der umgebenden Landschaft, mit seinem raschen Aufblühen seine anscheinlich nichts weniger als günstige geographische Lage, mit seinem ganz modernen Charakter seine geschichtliche Alterthümlichkeit Lügen zu strafen scheint. Dem Fremden, der in den Mauern Lembergs nur kurze Zeit verweilt, ja selbst dem Einwohner, der seine Physiognomie nur oberflächlich beobachtet, ist es eine durchaus neue, rasch emporwachsende, in manchen Theilen eben erst im hastigen Aufbau Lemberg (Leopolis) um das Jahr 1618. begriffene Stadt, dem aufmerksameren Blicke entgeht jedoch nicht der vornehme historische Zug, den sich die Stadt bis auf unsere Tage zu erhalten wußte. Das alte Lemberg ist allerdings klein und seine alterthümlichen Baudeukmale von höherer historischer oder künstlerischer Bedeutung sind an den Fingern zu zählen. Es war bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts eine befestigte Stadt, wegen ihrer Uneinnehm- barkeit und der Tapferkeit ihrer Bürger im einstigen Polen hochberühmt — ornumentum HeAiri, mummontum primurium Urmmao — und es theilte auch das Schicksal aller befestigten Plätze: die einzwüngende Enge der Ringmauern, das stockende, gehemmte Fortleben eines mit Eisen gepanzerten Körpers. Ein hochwichtiger Handels- und Stapelplatz im ehemaligen Polenreiche, eine der bedeutendsten Zwischenstationen des morgenländischen Verkehrs und eine viel bedrohte Festung zugleich, im „Tatarenschlunde" gelegen, eivitas tinilimu IckoAui, iimolontiis dominum odnoxiu, wie es König Sigismund Hl- treffend