5)4 großen Trappen, die Riesen unter den Vögeln der Steppe. Jetzt ist allerdings ihre Furcht vor dem Menschen unbegründet, da es Sommer und somit Schonzeit nt, aber in einigen Monaten, sobald der erste Reif die schwachen Blumen der Steppe kmckt, beginnt die fröhliche Jagd. Vorsichtig muß man da zu Werke gehen, denn der Vogel ist scheu, sehr scheu. . ^ Die Gegend beginnt sich zu beleben. An großen Viehherden, die an den Brunnen ihre Morgenruhe halten, reiten wir weiter westwärts. Zahlreiche, kleinen Tannen Nicht unähnliche Eqniseten, die knisternd unter den Pferdehnfen znsammenknicken, verrathen die Nähe des Hochmoors. Kleine Tümpel, in denen das dunkle Wasser durch Binsen und Schilfrohr durchsieht, zwingen uns vom Pferd abzusteigen und unsere Wanderung zu Fuß fortzusetzen. Welche Lust für den Waidmann! Wer wäre im Stande Alles aufzuzahlen, wwo da kreucht und fleucht, und treu das Leben zu schildern, das da in dem nassen Theil der Steppe pulsirt? Laut aufschreiend erhebt sich eine aufgescheuchte Kiebitzfannlie und^verfolgt uns ans Schritt und Tritt mit ihrem scharftönigen „Kiwit", „Kiwit". Ganze Lchaaren von Wildenten, darunter auch einige für den Zoologen interessante nordische Formen, streichen über unseren Köpfen hinweg, um sich in den entfernteren Tümpeln zu verstecken. Piepend steigen die Bekassinen auf und bringen durch ihren raschen zickzackförmigen Fing den Anfänger in der edlen Waidmannskunst zur Verzweiflung. Dafür zieht lautlos und geradlinig die Doppelschnepfe unmittelbar über dem Boden, ein Prachtschuß auch für den minder Geübten. Schon außerhalb der Schußweite erglänzt auf dem dunkelgrünen Hinter gründe ein Silberreiher, dessen schone und kostbare Federn die Jagdbegierde reizen. Mit Gleichgiltigkeit gegen die nassen Füsse steht er stundenlang im Wasser, um seine Beute zu erspähen. Auch der Kranich ist nicht selten, obwohl seine Zugzeit noch nicht begonnen hall Der ist noch scheuer als sein soeben erwähnter Verwandter, und der Jager kann vom Glu sprechen, wenn er ihn auf die Strecke bekommt. Dafür spaziert der dreiste Storch stolz m unserer unmittelbaren Nähe, sich dessen wohl bewußt, daß er von uns nichts zu befurchten hat. Glaubt doch der Bauer, daß jede Mißhandlung dieses Langschnäblers unbedingt die Rache seiner Verwandten nach sich zieht, sind ja doch Fälle vorgekommen - so meint er — daß der Storch aus Rache durch glimmende Holzstücke das Haus in Brand steckte; übrigens ist das Storchschießen eine Todsünde und zieht sicher eine Krankheit, wenn nicht was Schlimmeres nach sich. Plötzlich schlügt ein tiefes Gebrumme an unser Ohr. Es ist die Rohrdommel, dieser merkwürdige Kauz, der, irgendwo im Wasser versteckt, es für seine Pflicht hält, bei diesem eigenthümlichen Concerte den Hoboisten abzugeben. Aist einer trockenen Stelle läßt sich eine Schaar größerer uns unbekannter Vogel nieder. Wir erfahren von unserem Begleiter, daß es echte Steppenbewohner, nämlich die Brachvögel sind.