200 mit seinen zwei Brüdern den Lehenseid ans dem Ringplatze von Krakau, aber der äußere Glanz dieses feierlichen Actes vermochte kaum die Gefahren zu verdecken, welche Polen bedrohten, indem an Stelle des morschen Ordcnsstaates ein erbliches Fürsten- thnm trat. Nach dem nnvermutheten Tode Ludwigs, des Königs von Böhmen und Ungarn, bei Mohacs (1526) mischte sich die polnische Diplomatie wiederholt in die inneren Verhältnisse Ungarns ein, jedoch ohne sichtbares Ziel und ohne Consequcnz. Die Zerrüttung der Finanzen und des Kriegswesens und die Zerfahrenheit der Reichstage mögen wohl dazu beigetragen haben, daß Polen nicht im Stande war, eine thatkräftige Politik nach Außen zu führen. Unter dem Bewußtsein dieser inneren Zerrüttung bildete sich in den letzten Regierungsjahren Sigismunds I. eine neue politische Partei, welche sich eine gründliche Besserung der herrschenden Zustände zum Ziel setzte. Diesmal zeigte sich der mittlere begüterte Adel fast einmüthig bestrebt, dem oligarchischen Treiben der weltlichen und geistlichen Großen ein Ziel zu setzen. Es war eine wohlhabende, in sveialer Beziehung selbständige, aufgeklärte Gesellschaftselasse, welche jetzt um politischen Einfluß rang. Humanismus und Reformation waren die Elemente, von denen ihr politisches Programm getragen war. Das Reformwerk sollte denn auch auf Beseitigung der kirchlichen Mißstünde ausgedehnt werden. Sigismund II. August verwirklichte die in ihn gesetzten Hoffnungen keineswegs. Bei dem Tode des Vaters im Jahre 1548 machte er gleich seine Ehe, welche er nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Elisabeth von Österreich mit der einer mächtigen Magnaten familie in Lithauen entstammenden Barbara Radziwili heimlich eingegangen war, bekannt. Nur die Standhaftigkeit des Königs in der Vertheidigung dieser Ehe machte dem Anstürme, der gegen dieselbe auf dem Reichstage erhoben wurde, ein rasches Ende. Bald darauf, im Jahre 1550, entrollte die Landbotenkammer das neue politische Programm. Dasselbe ließ sich in vier Hauptpunkte zusammenfassen. Der König sollte: erstens alle widerrechtlich geschenkten oder verpfändeten Krongüter einziehen und deren Einkünfte zur Bildung eines stehenden Heeres verwenden; zweitens die bestehenden Gesetze in Ordnung bringen und erläutern und deren Durchführung sichern; drittens die Union mit Lithauen und mit Preußen in eine vollkommene Realunion verwandeln; viertens zur Abstellung der in der Kirche herrschenden Mißbräuche und zur Beilegung der zwischen dem Clerus und den weltlichen Ständen ausgebrochenen Differenzen das Nöthige veranlassen. Um dieses Programm entspann sich nun aus einer Reihe von Reichstagen ein erbitterter Kampf. Der Senat nahm gegen viele Punkte desselben eine mehr oder weniger ablehnende Haltung ein. Der König blieb vollkommen unschlüssig, erklärte sich nie dagegen, setzte sich aber auch für keinen Punkt des Programms mit der nvthigen Offenheit und