208 einem Staatswesen vereinigten Polen-Lithauen geführt. Auf das Massenaufgebot wurde verzichtet, dagegen für bedeutende, durch den Landtag beschlossene Steuern ein beträchtliches Söldnerheer geworben. Anstatt aber mit Iwan um Livland zu kämpfen, beschloß Bathory direet gegen Moskau vorzugehen. Nach Erstürmung von Potock und Einschließung von Pskow kam es durch Vermittlung des Jesuiten Possewin 1582 zu einem Frieden. Moskau wurde von der Ostsee vollkommen zurückgedrängt. Bathory beschäftigte sich nun eifrig mit der inneren Ordnung des Reiches und mit dem Plane eines neuen großartigen Kriegszuges, von dem es nicht ausgemacht ist, ob er gegen die Türken, gegen die Tataren oder gegen Moskau gerichtet werden sollte. Ihm zur Seite stand Johann Zamohski als Kanzler und Kronfeldherr, dessen Feldherrntalent im Kriege gegen Moskau plötzlich erglänzte. Zur Befestigung der inneren Ordnung trug das vor dem Moskauer Kriege von dem Reichstage eingesetzte Krontribunal bei, vor welches alle Angelegenheiten des Adels, die sich auf Besitz, Leib und Ehre bezogen, in letzter Instanz gelangten. Politische Verbrechen waren der königlichen Judicatur während des Reichs tages Vorbehalten, und von diesem Rechte machte Bathory entschiedenen Gebrauch, indem er nicht zurückschrcckte, sogar Mitglieder der angesehensten Geschlechter, welche sich politischer Umtriebe schuldig gemacht hatten, vor dieses Gericht zu laden und zu verdammen. Das Haupt des tibermüthigen Samuel Zborowski fiel unter dem Beile des Henkers, und seine Brüder, Christoph und Andreas, wurden in die Acht erklärt. Einzelne Oligarchen traten gegen den König auf, aber dieser blieb standhaft, und die große Masse des Adels begann einzusehcn, dass das starke königliche Regiment überall Ordnung und Ruhe stifte. Leider starb der thatkräftige König bereits im Jahre 1586. Die Zeit seiner zehnjährigen Regierung bildet zugleich einen Höhepunkt in der Entwickelung der polnischen Wissenschaft und Literatur. Die katholische Gegen reformation macht jetzt, inmitten vollständiger Religionsfreiheit und durch diese unterstützt, große Fortschritte. Die Protestanten spalten sich in Sectcn und reiben sich gegenseitig ans, die Sache der Katholiken findet einen mächtigen Vorkämpfer in dem Orden der Jesuiten, in welchen gebildete, patriotisch gesinnte Männer eintreten. Die Jesuiten predigen Vater landsliebe und Gehorsam gegen den König, bei dem sie auch Unterstützung finden; eine Reihe von Schuleollegien der Jesuiten entsteht in allen Provinzen des Reiches, höhere Schulen gründen sie in Wilna und Potock. Zamohski baut auf seinem Gute Zainvse eine starke Festung zur Vertheidigung des Landes und gründet hier eine Universität mit vorwiegend juristischer Richtung mit Ausschluß der theologischen Studien. Das dritte Interregnum nach dem Tode des Stefan Bathory sollte nicht nur zu einer Doppelwahl, sondern bereits zu einem Kriege führen. Polen theilte sich in zwei Lager. An der Spitze des einen stand Johann Zamohski; sein Throncandidat war der