212 Aufmerksamkeit des Volkes immer mehr nach dem Osten; an dem Ringen der europäischen Mächte im dreißigjährigen Kriege nahm der polnische Staat keinen thätigen Antheil. Sigismund begnügte sich damit, daß er dem Kaiser Ferdinand.il. gestattete, eine besondere Söldnertruppe, die sogenannten Lisowczyki, in Polen anzuwerben. In der inneren Politik machte sich die Regierung Sigismunds durch einen un gewöhnlichen Aufschwung des Jesuitenordens bemerkbar. Diesem Orden gelang es auch, auf friedlichem Wege die protestantischen Adelsgeschlechter mit wenigen Ausnahmen zur Rückkehr zum Katholicismus zu bewegen, so daß Polen seine Religionseinheit wieder gewann. Nur die orientalische Kirche leistete noch dem Katholicismus Widerstand, trotzdem sie im Inneren das Bild vollkommener Auflösung darbot. Die Hoffnung war nicht unbegründet, daß sie der katholischen immer mehr Platz machen werde, da ja der ruthenische Adel bereits anfing, zum Katholicismus überzutreten. Doch weder der König noch die Jesuiten wollten diesen langwierigen Proceß abwarten; sie glaubten, das Werk durch eine Union der katholischen und der orientalischen Kirche in Polen beschleunigen zu können. Die Reminiscenzen der Union von Florenz lebten wieder auf, ruthenische Bischöfe fanden sich zur Annahme der Union bereit, weil sie von derselben eine Belebung ihrer absterbenden Kirche und eine Hebung ihrer Stellung erhofften. So kam auch ohne Schwierig keit auf der Synode der ruthcnischen Bischöfe in Brzesc (1596) eine Union der ruthenischen Kirche mit dem römischen Stuhle zustande. Doch bei ihrer Durchführung tauchten verschiedene Schwierigkeiten auf. Das weltliche Element, welches in den Kirchenbruderschaften großen Einfluß ans die Kirche gewonnen hatte, zeigte sich an vielen Orten widerspenstig, einige Bischöfe fielen wieder ab, und so kam es, daß die Union nur in Lithauen feste Wurzel faßte, in den südlichen Provinzen aber sich nur mit Mühe behaupten konnte. Die lateinische Geistlichkeit verhalf ihr keineswegs zum Siege. Die polnischen Bischöfe widersetzten sich der Aufnahme der ruthenischen unirten Bischöfe in den Senat, wodurch die letzteren und die unirte Kirche erst zu vollständiger Gleichberechtigung und zu politischem Einflüsse hätten gelangen können. Die Union blieb somit auf halbem Wege stehen und hatte erbitterte Kämpfe zwischen den Unirten und den Nichtunirten zur Folge. Der älteste Sohn Sigismunds, Wladyslaw IV., vermählt mit Cäeilia Renata, Erzherzogin von Österreich, folgte seinem Vater im Jahre 1632 auf dem Throne. Er beeilte sich vor Allem, die begonnenen Kriege zu Ende zu sichrem Nach dem glänzenden Entsätze der Festung Smolensk, wobei das ganze russische Heer in Gefangenschaft gerieth, schloß er Frieden mit Moskau. Bald darauf verlängerte er den Waffenstillstand mit Schweden und erneuerte den Frieden mit der Türkei. Im Innern suchte er die aufgetauchten Gegensätze auszugleichen. So gestattete er denjenigen Ruthenen, welche zur Union in Opposition getreten waren, ihre geistliche Hierarchie wieder einzusetzen und gab ihnen ihre