475 i- Feldarbeit, etwas Viehzucht und die primitivsten Handwerke bilden die Beschäftigung der Kolonisten. Junge Leute, welche höhere Schulen besuchen oder in den Handelshäusern und Gastlocalen der größeren Städte Dienst und Fortkommen gefunden haben, kehren fast nie in die Kolonie zurück. Einzelne Kolonien in der Nähe von Lemberg liefern fast aus schließlich die männliche Bedienung für Kaffeehäuser und Restaurants, die aus den gemachten Ersparnissen sobald als möglich sich selbständig etablirt. Ebenso kehren die ausgedienten Soldaten nur selten in das Dorf zurück, indem sie schon wegen der Kenntniß der deutschen Sprache leicht ihr gutes Fortkommen in mannigfachen Anstellungen finden. Von gemeinsamen Sitten und Gebräuchen der deutschen Kolonisten ist angesichts der verschiedenen Herkunft derselben und der weiten Entfernung der einzelnen Colonien von einander natürlich nichts zu bemerken. Auch die Kleidung ist in verschiedenen Gegenden sehr verschieden, doch ist für die Männer ein kurzer blauer Wamms und hohe Schaftstiefeln charakteristisch, während die Weiber sich von den Nachbarinnen durch farbige Strümpfe und leichte Jacken unterscheiden. Die Sprache ist ein Gemisch von deutschen Mundarten, besonders tritt aber die alamannische Mundart, wenn auch vielfach verdorben und entstellt, hervor. Doch haben auch zahlreiche slavische Stämme und Wörter bei den Kolonisten Aufnahme gefunden. Von ihren Nachbarn werden die deutschen Kolonisten freundlich behandelt und wegen ihrer guten Eigenschaften, auch wegen ihrer verhältnißmäßig höheren Bildung geachtet. Sie haben den Ruf von arbeitsamen, sparsamen und vorsichtigen, ja schlauen Männern, nur an wenigen Orten sind sie moralisch verkommen und dem Trunk ergeben. Wenn diese Kolonisation noch immer besteht und einzelnen Gegenden ein eigen- thümliches Gepräge verleiht, so kann doch angesichts der schwachen Entwickelung die hiermit verbundene Absicht als gescheitert angesehen werden. Das Werk der Assimilirung schreitet vorwärts; wo aber der Assimilirung consrssionelle Hindernisse in den Weg treten, dort tragen die Heiraten unter einander zur langsamen Degenerirung bei. Die Juden. Die jüdische Religion beherrscht und regelt durch zahllose Gebote und Verbote das Leben ihrer Gläubigen bis in die kleinsten Äußerlichkeiten, und die Vorschriften des Talmuds, welche ans die unantastbare Erhaltung der durch die Diaspora gefährdeten mosaischen Religion abzielen, zwingen die Juden zu einer Lebensordnung und Lebensführung, die ihre Jsolirung bewirken. In dieser Abgeschlossenheit, in dem engen communalen Zusammenhalten und Zusammenwirken aber liegt die wunderbare Widerstandskraft, welche Jahrhunderte schwersterLeiden und härtester Prüfungen überdauerte. Vorzugsweise gilt dies von den Inden