692 Der königliche Architekt, der Italiener Johann Succatori, entwarf die Pläne und leitete den Bau. In den Dimensionen minder groß als die eben genannte Kirche besitzt jene zu Bielany ein einschiffiges Inneres mit Kapellen und ein kurzes Presbyterium. Zum Schmuck der Kapellenwände wurden schwarze Marmorplatten verwendet. Die Anbringung der Pilaster im Innern ist stilvoll, die mit Stein verkleidete Außenseite mit Thürmen verbunden, in deren unteren Theilen sich Kapellen befinden, welche ein Muster edler Verhältnisse und schöner Stuckdekoration im Geiste der italienischen Renaissance sind. Zu den Kirchenbaudenkmalen aus dem Beginn des XVI. Jahrhunderts muß man die Bernardinerkirche in Kalwarya Zebrzydowska und eine ganze Reihe von Kapellen, die in ihrer Umgebung zerstreut liegen, rechnen. Es ist dies ein Werk des Mikolaj Zebrzydowski, des Wojwoden von Krakau. Man sieht da Arbeiten der Jesuiten architekten Johann Maria Bernardoni und Karl Baudart aus Belgien. Neben dem italienischen Stil treffen wir flandrische Einflüsse. Überhaupt hat in Krakau und in der Umgebung die Renaissance noch zu Anfang des XVII. Jahrhunderts gewichtige, oft würdevolle Muster zurückgelassen, die trotz des Stilverfalles mit einem sicheren architektonischen Formenapparate auftreten. Solche Beispiele sind: die Familienkapelle der Myszkowski aus dem Jahre 1600 und die Kapelle der Zbaraski aus dem Jahre 1630 in der Kirche der Krakauer Dominicaner. Die erstere wurde mit einer Quaderkuppel versehen, deren Außenseite in Schuppenrelief gehauen ist, während das Innere mit Füllungen, (reiches Ornament mit Cherubinköpfeu und eine Reihe von Ahnenstatuen des Geschlechtes) geschmückt ist. Die Wände sind mit Marmor ausgelegt; das Gebälke wird von jonischen Säulenpaaren aus Marmor getragen, welche in den Kapellenecken stehen. Die Kapelle der Zbaraski ist mit schwarzem Marmor vertäfelt, hat eine elliptische Kuppel und effektvolle schwarze Marmor säulen an den Wänden mit verkröpftem Gebälke. Es ist eine achtunggebietende Architektur im Geiste der flandrischen Renaissance mit herrlichem Marmorportale jonischer Ordnung. Zu diesen ehrwürdigen Werken der Renaissance muß man auch die in der Mitte der Krakauer Kathedrale freistehende St. Stanislauskapelle rechnen, mit ihrer vergoldeten Kuppel und ihren Bronze- und Marmorsäulenbündeln, mit ihren Bronzeconsolen an den Gesimsen und einer Reihe von Statuen, die aus demselben Materiale gegossen sind und am Fuße der Kuppel stehen. Die Kapelle baute Bischof Szyszkowski im Jahre 1627. Wenn in den erwähnten Architekturdenkmälern Krakaus aus dem Beginn des XVII. Jahrhunderts eine gewisse Stileinheit herrscht, die sich bei Monumentalbauten eines edlen Materiales und reicher Stuccodecoration bedient, so finden wir ähnliche Verhältnisse zur selben Zeit auch an anderen Orten des heutigen Galiziens. Schwieriger ist es nachzuweisen, auf welchem Wege sich der architektonische Renaissancestil im Süden des Landes verbreitete, und wann derselbe die Residenzstadt Rutheniens, Lemberg, erreichte.