790 geworden ist. Hauptsächlich gilt das von der getriebenen Arbeit, jener echt künstlerischen Technik, deren alte Muster den Werken der großen Kunst beinahe ebenbürtig und deren schönste Proben aus der Vergangenheit in den galizischen Kirchen und Sammlungen noch zu finden sind, um nur beispielsweise der Flötner'schen Reliefbilder in dem Flügelaltar der Sigismundkapelle in Krakau, des Sarkophags des heiligen Stanislaus, einer Arbeit des Danziger Goldschmiedes Peter von den Rennen, in der Domkirche daselbst zu erwähnen. Wir sind auf der letzten galizischen Landesausstellung manchen getriebenen Reliefarbeiten mit reichen figuralen Darstellungen begegnet, welche den besten deutschen und französischen Arbeiten dieser Art sich würdig anreihen, wie z. B. die vortrefflich repoussirten und ciselirten Wiedergaben der figurenreichsten Bilder Matejko's, deren Urheber, Hakowski aus Krakau und B. Dornhelm aus Lemberg, sich als echte Meister in dieser vornehmen Technik erwiesen haben. An werthvollen alten Vorbildern der Metallkunst in allen ihren Hauptarten, im Erz- und Zinnguß, sowie in der Schlosserei fehlt es Galizien nicht. Ohne derjenigen Muster zu gedenken, die schon, wie z. B. das dem Peter Bischer zugeschriebene Grabdenkmal des Cardinals Friedrich (gestorben 1503) und die vielen Bronzedenkmale in anderen Krakauer Kirchen und auf dem flachen Lande, in das Gebiet der eigentlichen Kunst fallen, könnten wir eine große Anzahl der herrlichsten Arbeiten aus alter Zeit anführen, welche, ohne die gewerblichen Grenzen zu überschreiten, von der einst hoch entwickelten Kunst fertigkeit in der Bearbeitung der Bronze und des Eisens ein beredtes Zeugniß geben. In Lemberg stand einst die Erzgießerei in Blüte; in der von der Stadt selbst erhaltenen „Rothgießerei" wurden nicht nur Kanonen, sondern auch Glocken, Kronleuchter und selbst Statuen gegossen. Die Kanonen Lemberger Gusses, welche über das ganze Gebiet Polens verbreitet waren, sind auch in künstlerischer Hinsicht erwähnenswerth, weil sie beinahe stets hübsch modellirt und mit zierlicher Ornamentalsculptur geschmückt waren, wie dies aus den noch erhaltenen Exemplaren aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert zu ersehen ist. Das städtische Gußhaus wagte sich, wie gesagt, auch an höhere Kunstaufgaben heran, und wenn es nicht festgestellt ist, daß die Grabstatuen aus Bronze in der Lemberger Domkirche aus seinen Modellöfen hervorgegangen sind, so läßt sich dies von der Zinn statue des heiligen Michaels aus dem XVII. Jahrhundert und von dem bronzenen, viel älteren Drachen, welchen der Erzengel erlegt, mit aller Sicherheit behaupten. Eine Menge kleinere Bronze- und Kupferobjecte aus alter Zeit und von einheimischer Arbeit, mit künstlerischem Formensinn und hohem Grade technischer Gewandtheit hergestellt, hat sich im Lande bis aus unsere Zeit erhalten, darunter trefflich repoussirte Schüsseln, Taufbecken, Lichtreflectoren, Kronen- und Standleuchter. Der riesige neunarmige Kandelaber, Eigen- thnm einer Lemberger Synagoge, der in der historischen Abtheilung der letzten galizischen