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auf der andern die Swachen setzen. Die Brautjungfern nehmen der Braut den jungfräulichen
Kopfputz (d. i. den Sinngrünkranz mit den Binden) ab, und singen dabei entsprechende
Lieder, deren Thema, das Scheiden aus dem Jungfernftande, die junge Frau bis zu
Thränen rührt. Die Mutter (in manchen Gegenden die Swacha) nähert sich dem Tisch mit
der psromitlra (auch näinitlra oder ssrpüirok aus feiner Leinwand, hie und da aus Mull
oder Tarlatan) und bedeckt, indem sie drei Mal das Kreuz macht, mit derselben den Kopf
der jungen Frau. Bei den Huzulen werden der Braut die Haarflechten vom Bräutigam
abgeschnitten. Diese Ceremonie gibt reichen Stoff zu wehmüthigen, mitunter auch
humoristischen Liedern, deren satirische Spitze vor Allem gegen das männliche Geschlecht
gekehrt ist. Es wird hierauf alles zur Mitgift der jungen Frau Gehörige auf einen Wagen
Huzulenhütte iu Jaworuik am Schwarzen Czeremosz.
geladen und das Brautpaar bereitet sich zur Abreise vor. Jetzt nehmen die Eltern der
Braut den Ehrenplatz ein, um dem jungen Ehepaar ihren letzten Segen zu ertheilen. Hierauf
wird letzterem Branntwein credenzt und dann führt dasselbe mit seinem ganzen Gefolge
unter Sang und Klang ab.
Das junge Ehepaar wird von der Schwiegermutter, welche in einem mit dem Fell
nach auswärts gekehrten Pelz zum Zeichen des Reichthums und der Fruchtbarkeit erscheint,
begrüßt, so wie sich dies nach der Trauung im Hause der Braut zugetragen hat. Nach
dem Schmaus, welcher darauf folgt, muß die Schwiegertochter (nsrvistlra) im Hause der
Schwiegermutter (srvaLrüella) verschiedene Arbeiten verrichten, um zu beweisen, daß sie
eine gute Hausfrau sein werde. Darnach wird von dem Brautführer und der Swacha das
junge Ehepaar in die Kammer geführt. Dort wird der jungen Frau von der Swacha die
Haube angelegt und dann muß die Frau ihrem Manne die Stiefel ausziehen, in denen
sie einige Silbermünzen als Geschenk für sich findet. Dieser alte Brauch wird schon bei