Randverzierung aus einem armenischen Evangeliar des XVIl. Jahrhunderts.
hinübergeschmuggelt, aber es verliert sich mit den armenischen lapidaren
Schriftzeichen und der Sprache; die orientalischen schlanken Linien blähen
sich auf, das Ornament verfällt auch hier in rohe und aufgedunsene Schwer
fälligkeit.
Selbst das armenische Kreuz, wie wir es so häufig in die Thürpfosten
der Lemberger Kathedrale oder in Grabsteinen eingemeißelt finden, verliert
die ursprünglich so charakteristische durch Tradition und Liturgie geheiligte
Form; die früher so schlanken, von einem flach liegenden Bande dreieckig
gebildeten Lang- und Querarme bekommen an ihrem Ende Beulen und
Auswüchse als untrügliches Zeichen innerer Füulniß. So hat denn auch
hier der Barockstil seine zersetzende Wirkung ausgeübt.
Der Übergang zu den Formen des Barocks, das Aufgeben des
nationalen Stils ist aber unter den damals in Polen herrschenden Ver
hältnissen nur als das äußere Anzeichen der sich innerlich im Volksleben voll
ziehenden Polonisirung zu betrachten. Am Schlüsse des XVII. Jahrhunderts
hatte es zwar einen Augenblick den Anschein, als sollte der schon stark
in Rückgang begriffenen „rintio" eine Aufgabe zufallen, deren Lösung sie
innerlich geeinigt und gefestigt und ihre vorwiegend kommerzielle Bedeutung