18 über welche ein Pfad in den Grund, die oberste Thalmulde des Leobengrabens, führt, in der die Gebäude der Ossiacher Gestütalpe stehen. Von hier gelangt der Wanderer, das nordseitige Gehänge des Leobengrabens überschreitend, zur Stangalpe (Theil der Mnrauer Alpe), wie man den nordwestlichen Theil der Alpengruppe nennt, welche zwischen der Inner Krems und der weiter östlich gelegenen Flattnitz (Paal-Bach) liegt. Der Name dieser Gebirgspartie ist den Geologen aller Länder geläufig, denn hier werden in grauen Schiefern die berühmten Pflanzenabdrücke gefunden, welche gelehrt haben, daß das ganze Gebirge der Steinkohlenförmation angehört, deren wichtigstes Glied jedoch, die Schwarzkohle, zum unersetzbaren Schaden der einheimischen Eisenindustrie fehlt. Es gibt kaum ein zweites Gebiet in Kärnten, das so vielfach von öden Schluchten und wüsten Schründen durchfurcht wäre, und nicht ohne Grund hat der alte Hacquet diesen Theil des Kärntnerlandes als ^lpos cksserkns bezeichnet. Als Fürst der Berge erhebt sich an der dreifachen Grenze von Salzburg, Steiermark und Kärnten der König stuhl (Karlnock) zur Seehöhe von 2.331 Meter. Das an den Berghängen umherliegende Gestein, die häufigen Schutthalden und die Geröllmassen auf der Sohle der Gräben lassen nur eine dürftige Vegetation aufkommen, meist aus niedrigen Gräsern und Moos rasen bestehend, zwischen denen hier und da die gelben Blüten der Alpen-Nelkenwurz und die zierlichen Trngdolden des Speiks (Vnlsrinim csltiea) neugierig auslugen. Nur dort, wo aus dem Gestein eine Quelle hervorrieselt, siedelt sich ein grüner Streifen an, der den Lauf des Wassers umsäumt, bis dieses, in eine Mulde gelangend, stagnirt und damit die Bedingung zur Entwicklung einer Moorflora bietet. In der Waldregion, die sich unmittelbar an die fahlen Matten anschließt, gewähren schlanke Arven (Zirben) und hoch sich reckende Lärchen dem Wanderer nur dürftigen Schatten, aber vergebens sucht das Auge des Müden die saftiggrünen Mähwiesen, an denen andere Alpen so reich sind; sie lächeln ihm erst dann entgegen, wenn er über die Höhen in die Inner Krems, in das freundliche Thal von Radenthein oder in die Reichenau hinabsteigt. Am Südfnße des Königstnhls im „Karl", einem Seitengraben des Leobengrabens, liegt etwa 1.200 Meter über der Meeresflüche ein Bad, wie solche eben nur ein Alpenland aufzuweisen vermag, das „Karlbad". In wildromantischer, aber unwirthlicher Gegend verborgen und weit entfernt von den Adern des geschäftlichen Verkehrs leben diese Bäder fast nur in der dankbaren Erinnerung schlichter Landleute, da sie eben dem Ankömmling nichts zu bieten vermögen als dürftige Unterkunft, spartanische Kost, die heilende Quelle und die stärkende Luft der Alpen. Im Karlbade fehlen sogar die Badewannen; in die aus Baumstämmen roh zugehanenen Tröge wird das Quellwasser geleitet und durch hinein geworfene Steine erwärmt, die man früher auf brennenden Scheiterhaufen erhitzt hat. Aus dem Karl gelangt man über den Stangnock, berüchtigt wegen der für die Schatzgräber