410 Die deutsche Literatur iu Rrain. An Offenbarungen des deutschen Geistes im Gewände der Dichtung fehlt es nicht in unserem Lande, wissen wir doch, daß schon der abenteuernde Ulrich von Lichtenstein in unsere Berge gezogen kam und von dem „windischen Theile des Adels" als Aralva Venus begrüßt wurde; deßgleichen finden sich in den Schloßarchiven und Bibliotheken unseres Landes manche Werke älterer deutscher Literatur, wie ein Band altdeutscher Predigten, eine rhythmische Bearbeitung der Bücher Moses, das Alexanderlied, Barlaam und Josaphat und andere, die Peter von Radies aus Staub und Spinnengewebe ans Licht des Tages gezogen hat. Das erste dichterische Denkmal, das Kram selbst hervorgebracht hat, stammt aus dem XIV. Jahrhundert und führt uns „die Versuchung des Herrn durch den Satan" in fortlaufenden Reimpaaren vor. Der Verfasser Otto von Rasp aus einem komischen Geschlecht hat, wie es im Eingang heißt, das Buch gedichtet „mit krankem Sinne — auf hilf und trost der kuniginne — der wir haben oft genossen — und die lieplaich hat umbslossen — paide Himmel und die erden — der Hilfe muess mir werden ..." Demselben Jahrhundert gehört auch eine Pergamenthandschrift an, welche Bruchstücke einer in Kram verfaßten Marienklage enthält; an sie reiht sich „am guet und schoens gepet von der heiligen jungfraw sancta Katharina" in 48 paarweise gereimten Versen. Geradezu sang- und klanglos war die folgende Zeit, in der das Volk mit steter Angst nach den Gipfeln der Berge schaute, ob nicht ein emporloderndes Flammenzeichen den Einbruch des Halbmondes verkünde. Dazu traten die Bauernaufstände, bei denen manche stattliche Herrenburg in rauchende Trümmer sank, so daß ein Volkslied von den krainischen Bauern aus dem Anfang des XVI. Jahrhunderts den Sieg des Adels preist, der sich mit freiem Muth emporgeschwungen hatte, den Aufstand zu dämpfen. „Der bauern Schaar" heißt es in dem Liede, „was rueffen dar — stara prauda — die lantzknecht tetten prangen — mit spiessen und mit stangen — leukhup, lenkhup, leukhup, leukhup boga gmajna — der bauren pundt was zertrent — ir khainer west umb das endt." Ein reges geistiges Leben erwachte mit dem Einzuge der Reformation. Ans den Ringmauern der Burgen und Städte zog mm die krainische Jugend nach den Hoch- und Mittelschulen Deutschlands, um den Wissensdurst zu stillen; anderseits kamen deutsche Prediger und Schulmeister ins Land, welche nicht nur in Laibach, sondern auch in kleineren Städten, wie Krainburg, Jdria, Gurkfeld rc. den Samen der Bildung ansstrenten. Außerdem erhielt Laibach die erste protestantische Lateinschule, an der neben Männern wie Budina, Crellius, Bohoritsch ein Nicodemns Frischlin thätig war, dessen lateinisches em-mori vom Zirknitzer See zu einem Denkmal der Erinnerung an den unglücklichen Dichter