229 keine Abhilfe gebe, daß man durch Glockengeläute oder Umstürzen eines Dreifußes vor dem Hause Ungewitter oder Hagel abwenden könne. Letzteren bilden die aus einem Hügel Kolo tanzenden Zauberinnen, die sich dann zerstreuen, um Hagel zu säen und anderes Unheil zu stiften und gegen welche nur Kriesnici, Leute, die mit einer Art Käppchen geboren wurden, mit Erfolg kämpfen können. Auch meinen sie, daß man verhext und von diesem Zauber nur durch gewisse Frauen mit Kapuzinerstaub oder geweihter Kleidung befreit werden könne, daß der Alp (morn) drücke, die Dämmerung (mrnü) Kinder stehle, daß Kobolde (mntiei) als Knaben mit rothen Käppchen und Wolfsmenschen (vuüociincn) viel Übel verursachen, daß sich Katzen, schwarze Hunde und andere Thiere auf Kreuzwegen hernmwälzen und Menschen schrecken. Die Slaven Istriens, Kroaten und Slovenen, unterscheiden sich von einander im Allgemeinen nicht; sie sind durchaus stark, rege, kräftig und erreichen in einigen Gemeinden ein sehr hohes Alter. Im Allgemeinen sind sie arbeitsam, scharfsinnig und wißbegierig; unter ihnen gibt es Autodidakten und Volksdichter. Die Verwandtschaftsbande sind unter ihnen fest und als ob ihnen ihre eigenen Verwandten zur Mittheilung ihrer Herzensgefühle nicht genügten, schließen sie, wie wir oben sahen, auch noch geistige Verwandtschaften verschiedener Art. Dies geschieht nach reiflicher Überlegung und selten täuschen sie sich in ihrer Wahl. Wehe aber Demjenigen, der unter dem Mantel der geistigen Verwandtschaft das Haus seines Pathen entehren würde. In der Regel dauert eine solche Verwandtschaft ungetrübt und ungestört bis zum Tode. Bluts- und geistige Verwandte bewirthen sich gelegentlich gegenseitig. Allein die Gast freundschaft der Slaven dehnt sich nicht blos auf ihre Verwandten aus, sie hat keine Grenzen. Kommt Jemand vor ihr Haus, so laden sie ihn ein und entlassen ihn nicht, bevor er nicht ihr Brod und ihren Wein gekostet hat. Eine Art Gastfreundschaft muß ihr Benehmen fremden Bettlern gegenüber genannt werden (einheimische Bettler sind eine Seltenheit). Verkehren sie auf solche Weise mit Fremden, so ist es kein Wunder, daß sie einerseits ihre Dienerschaft als Mitglieder der Familie betrachten und anderseits es sich auch zur besonderen Ehre rechnen, wenn in ihr Haus der Geistliche, der Lehrer> der Gemeindevorsteher (Lupnn) oder überhaupt ein geistliches oder weltliches Oberhaupt eintritt. Ihrem Kaiser und König sind sie nicht nur treu, sondern auch mit Leib und Seele ergeben. Ihrem Glauben, ihrer Nation, ihrem Vaterland widmen sie besondere Liebe. Als Fehler müssen ihnen hingegen die übermäßigen Gastereien bei verschiedenen Gelegenheiten angerechnet werden, die aber, wahrscheinlich infolge des verminderten Wohlstandes, in Abnahme begriffen sind. Dafür vermehren sich, wenigstens hier und da, die Trinkgelage, bei denen es nicht selten zu Schlägereien mit blutigem Ansgang kommt. Auch Racheacte kommen vor, begangen seltener an Menschen als an Vieh, welches man