322 auch an anderen Orten errichtet, doch war die Leistungsfähigkeit dieser Anstalten wegen ihres beschränkten Lehrplans und wegen des geringen Maßes twn Vorbildung, welches zur Aufnahme in dieselben erfordert wurde, eine geringe. Wiederholt wurde daher eine Reform der Schulen vorgenommen und dabei das Maß der Anforderungen allmülig erhöht. Man ging hierbei von der Ansicht aus, daß der Besuch der nautischen Schule jenes Maß von theoretischen Kenntnissen vermitteln soll, welches im Verein mit durch praktischen Dienst erlangter Erfahrung für die Befehlignng eines Schiffes der weiten Fahrt befähige. Es bestehen gegenwärtig nautische Schulen zu Triest und Lnssinpiccolo. Für den Besuch der Schulen ist auch wichtig, daß von der mit gutem Erfolg absolvirten Schule und von der an derselben bestandenen Schlnßprüfung in Hinkunft die Erlangung des Brevets eines Steuermanns in der Handelsmarine abhängig ist. Wer jedoch Capitän werden will, muß nicht nur durch volle zwei Jahre als sogenannter tensnte wirklichen Dienst auf Reisen außerhalb des adriatischen Meeres geleistet haben, sondern noch eine weitere Prüfung ablegen. Auch die Führer der Schiffe großer Sabotage haben eine eigene Prüfung abzulegen, ehe sie zu einem Commando zngelassen werden. Durch Stipendien wird der Besuch der nautischen Schulen der seefahrenden Bevölkerung erleichtert. Die Seeverwaltnng verdankt ihren Ursprung zum großen Theil sanitären Rücksichten, der Furcht vor Einschleppung der Pest. Man richtete Lazarethe ein, schuf das sehr strenge System der Quarantänen und beobachtete jedes ankommende Schiff in erster Linie vom Standpunkt der Gesundheitspolizei. Ist auch die Pestgefahr aus Europa entschwunden, so trat die Furcht vor Einschleppung der Cholera an ihre Stelle. Man verhängt Contnmazen, sogenannte Observationsreserven, von mehr minder langer Dauer und wendet Desinfee- tionen an, bei denen der heutige Standpunkt der Wissenschaft maßgebend ist. Die Contumaz hat den Bestand von Seelazarethen zur Voraussetzung, daknit die derselben unterworfenen Personen, welche es nicht etwa vorziehen, auf dem Schiffe selbst zu verbleiben, daselbst unter gehöriger Absperrung und Überwachung die Zeit sanitärer Beobachtung verbringen können. Wegen der durch die Triester Hafenbanten bedingten Auflassung des Theresia nischen Lazareths wurde in der Nähe von Triest, in der Bucht von S. Bartolomen, ein neues großes Lazareth erbaut. Die Flagge, welche ans unseren Handelsschiffen weht, ist die österreichisch-ungarische Seehandelsflagge, in welcher die österreichischen Farben roth-weiß-roth mit dem Wappen Österreichs in der Mitte und die ungarischen Farben rvth-weiß-grün mit dem ungarischen Wappen in der Mitte verbunden sind. Bis zum Jahre 1869 wurde von den Handels schiffen die nämliche Flagge geführt wie von den Kriegsschiffen. Diese Flagge,' heute in der Kriegsmarine noch in Geltung, wurde 1786 von Kaiser Josef ll. eingeführt. Vorher hatten die Handelsschiffe eine gelbe, mit dünnen schwarzen Querstreifen durchzogene und