244 Branntwein oder ein Stößel Salz/ die Frauen eine Henne als Geschenk mitbringen. In der Mitte des Zimmers wird eine Holzbank aufgestellt, auf welcher die Eltern Platz nehmen, Brot und Salz in der Hand; zu ihren Füßen liegt eine Strohgarbe ausgebreitet, aus derselben ein Kotzen (Hausteppich) mit einem Polster. Auf diesen Polster nun kniet Braut oder Bräutigam nieder und der angesehenste der Gäste recitirt folgenden Segensspruch: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen. Niedergekniet ist dieses Kind und beugt seinen Kranz vor dem väterlichen Sitze, vor Gott dem Herrn, vor der allerreinsten Jungfrau, vor der Welt so hell, vor den Ange hörigen so schön, vor dem Tisch so ehrbar, vor den Gaben Gottes; vor Vater und Mutter, vor Brüdern und Schwestern, vor Brautvater und Brautmutter, vor Onkeln und Tanten, vor allen Verwandten, vor allen Nachbarn und vor Euch allen, ihr ehrbaren Christen, verbeugt es sich, wie das Helle Wachslicht vor den Kirchenbildern. Das Licht erglänzt und flammt und schlägt den Feind mit der Flamme nieder. Dieses Kind aber erbittet sich Ver zeihung: vorerst bei Gott dem Herrn und vor Euch verbeugt es sich, bittet Euch um Verzeihung und den Segen, Ihr ehrbaren Christen möget alle es segnen mit Glück und Gesundheit, mit vielen Jahren und Wohlstand; Ihr möget es begleiten zur glücklichen Stunde auf den langen Lebensweg. Auch zum zweiten Male erbittet sich dieses Kind Verzeihung und Segen, und zum dritten Male bittet es rc." Nach jedem Male antworten die Anwesenden: „Gott möge dir verzeihen, Gott möge dich segnen." Bevor Braut und Bräutigam die elterlichen Häuser verlassen, um getrennt in die Kirche zu ziehen, werden sie mit Weizen beworfen. Begleitet wird die Braut auf ihrem Gange von den zwei Braut- jnngfrauen, der Brautmutter, einer „svrasMa" und ihren „Bojaren"; der Bräutigam von den Brautführern, dem Brautvater, der „svvitavvirm" und seinen „Bojaren". An der Spitze der beiden Züge schreiten die letzteren, während auf dem ersten der nachfolgenden Wägen das Tannenbäumchen Prangt. Während des Ganges zur Kirche singen sie unter Musik begleitung folgende Lieder: „Wohin geht die Reise heute? In den Wald und Hain so weite? Nicht zum Wald und Hain, ihr Leute, In die Kirche zieh'n wir heute. Nicht das Meer thut so ertönen, Bräutchen weint vielmehr schon Thronen, Rust den Vater an im Schmerze: Liebes, trautes Baterherze Rette mich aus diesem Meere. „„Wenn dies, Kind, mir möglich wäre! Dies hängt ab von jenem Herrn, Der Dich wird zur Frau begehren."" Vor der Kirche treffen beide Züge zusammen; in derselben findet die Trauung durch das Wechseln der Ringe und Auflegen der Kränze auf die Köpfe des Paares statt, 1 In letzter Zeit werden die Hochzeitsfeierlichkeiten zu Folge der Nüchternheitsbewegung in der Bukowina fast durch gehend? ohne Branntwein begangen.