246 Und nun erwartet man bei froher Unterhaltung die Ankunft des jungen Mannes. Dieser aber ist ungeduldig und läßt inzwischen, nachdem sich die Gäste mit Speise und Trank gestärkt, die Vorbereitungen zur Abfahrt um die Braut treffeu. Dieser Zug findet gewöhnlich gegen Abend mit festlichem Gepränge statt. An der Spitze schreitet der Bräutigam mit seinen Genossen und der Musik einher; hinter ihm fahren einige Wagen, auf dem ersten die Brautmutter, die „Lvvitsrvüu« und die »srvusMi". Hierauf folgen die anderen Hvchzeitsgüste, deren Zahl schon beim ,slorvo-Trinken" bestimmt wurde und welche stets eine ungerade sein muß, so daß bei der Rückkehr mit der Braut die Zahl gerade wird. Gelangt der Festzug vor die Wohnung der Braut, so wird der Schwiegersohn mit Brot und Salz empfangen. Doch bleibt der junge Mann vorläufig noch vor dem Thore mit seinen Begleitern stehen und sendet den Werber und den Brautführer als Parlamentäre in das Innere des Hauses. Der erstere überreicht der Braut im Namen des Bräutigams einen Kuchen mit Flittergold verziert und kauft die Braut von den Brautjungfrauen los. Die Braut nimmt den Kuchen, bekreuzt sich und schaut durch das Loch desselben, indem sie sich nach allen vier Weltgegenden wendet, worauf sie für den Bräutigam einen gleichen Kuchen als Gegengeschenk übergibt. Sobald nun die Brautführer herbeikvmmen, so wird von Gästen das Lied angestimmt: „Ach ein großes Leid zieht durch's Immergrün. Falken kommen schon geflogen Aus dem fernen Erdenbogcn: Schwalben, müsset euch erheben, Falken diesen Platz vergeben." Die Brautmädchen aber, welche bei Tische sitzen, verspotten die Brautführer und singen: „Ach, ein großes Leid zieht durch's Immergrün. Dort am Himmel Mond so Helle, Hier schön Brautführer zur Stelle; In die Tasche wird er langen Uns mit seinem Gelde fangen." Die Brautführer müssen so lange Kleingeld in einen Teller werfen, bis die Braut mädchen zufriedengestellt sind, worauf diese sich von den Plätzen erheben, die sie bis dahin neben der Braut eingenommen hatten. Und nun nähert sich der Bräutigam mit seinen Güsten der Hausthür; an der Spitze des Zuges der Werber mit dem Bäumchen und der Brautführer. Aus der Schwelle steht der Vater der Braut, „srvat" genannt, mit der Branntweinflasche in der Hand. „Guten