264 Zauberei (cEirvnvetrvo). Die gefürchtetsten Zauberinnen im ruthenischen Volke sind die Hexen (rvickm^), welche bei Ausübung ihrer Zauberwerke und bei ihren geselligen Zusammenkünften mit aufgelöstem Haare umhergehen und in der Rechten eine Schaufel (kormtg) oder einen Besen (ririttä), in der Linken aber einen Milchkübel (clijirzmn) tragen, welcher mit der fremden Kühen abgenommenen Milch gestillt ist. lim Mitternacht vor dem St. Georgstage kommen die Hexen je zwölf und zwölf aus den Grenzhügeln (nroftM) der Dörfer zusammen, tanzen dort und spielen mit Feuer (St. Elmsfeiler). Will man daher die Kühe vor dem Zauber dieser bösen Weiber schützen, so streut man am Vorabende des St. Georgstages um die Kuh Mohn oder Mehl und spricht dazu: „Erst wenn Du diesen Mohn (Niehl) anfgeklaubt haben wirst, sollst Du meiner Kuh N. N. die Milch nehmen." Ist trotzdem eine Kuh verzaubert worden und zwar in der Art, daß ihr das Enter blut rünstig, oder daß sie milcharm wird, so nimmt die Bauernfrau einen Strick und schleift denselben am Morgen des St. Georgstages im Than umher. Der Strick wird sodann zerstückelt und mit Salz gemischt der Kuh auf das Futter gestreut. Der Zauber schwindet, sobald die Kuh davon gefressen hat. Zauberinnen (c^arirvn/ei) im engeren Sinne des Wortes sind junge Frauen oder Mädchen, welche junge Burschen mit ihren Glutaugen, mit Kräutern und geheimen Liebestränken an sich fesseln und ihre Opfer in Verzweiflung und Tod treiben. Hieran erinnert das bekannte Spinnstubenlied: „Gehe nicht, Hrycin, in Spinnstubenznsammen- künfte re." Besprecher und Besprecherinnen (prvmiwirek, prvmirvn^au) werden solche Männer und Weiber genannt, welche Menschen und Thiere durch geheimnißvolle Mittel von Krankheiten und Übeln befreien. Die Besprechungsformeln gegen die Krankheiten zu erfahren ist sehr schwer; doch ilt es mir gelungen, einige derselben kennen zu lernen. Hier zwei Beispiele: Durch neun Tage murmelt die Besprecherin gegen Magenkrämpfe Folgendes: „Festgesogen haben sich die Krämpfe Zur Zeit des Neumonds So schmerzend, so stechend, Das Blut anssaugend, Früh und Abends, Mittags und um Mitternacht. Ich fordere Euch zurück, Ich rufe Euch hinweg Sieben und Sicbzigmal. Hier möget Ihr nicht weilen, Um den Leib zu schwächen, Um das Blut zu trinken; Aber hinweg in die finsteren Berge, In die Tiefe des Meeres, In den gelben Flugsand, In den Koth und Moorgrund! Doch diesen gereinigten, Getauften Knecht Gottes N. N. Möget Ihr lassen Gesund, Wohlauf!"