282 Rachmanen Ostern. Das geschieht nun alle Jahre und mit den Rachmanen feiern auch die Menschen diesen Tag. Als erster Frühlingstag gilt bei den Huzulen das St. Georgsfest (5. Mai). Am Vorabende zündet man am Hofe wieder große Feuer an. Vor Allem muß man aber an diesem Abende Anstalten treffen, welche die Hexen vom Gehöft und Vieh fernhalten; denn in der Nacht vor St. Georg werden die bösen Mächte den Kühen besonders gefährlich. Man pflegt daher auf die Pflöcke beim Hofthore und den Stallthüren Rasenstücke zu stellen, in welche die am Palmsonntag geweihten Zweige oder auch Zweige von der Silberpappel gesteckt werden. Auch werden auf die Thore Kreuzzeichen mit Theer gemalt. Die Kühe bestreut man aber mit Lehm und beräuchert sie mit Weihrauch oder Schlangenhaut. Am Vorabende des Georgsfestes finden auch die großen Zusammenkünfte der Hexen statt. Sie fahren zu denselben durch den Ofenschlauch auf dem Ofenschürholz oder einem Besen. Auf dieser Reise erscheinen sie als Funken und Sternchen. Stimmen die Hexen einen Gesang an, so ist's, als ob der Sturmwind durch die Lüfte und die Wälder erbrausen würde, und die Erde erzittert. Um die Zeit der Sommersonnenwende, da die Sonnenstrahlen fast senkrecht auf die Erde herabfallen und die Feuer des Himmels am häufigsten und heftigsten zur Erde herniederzucken, fallen die zahlreichen Festtage des Feuers und des Blitzes. Dieselben werden zumeist im Juli und August gefeiert; kein Huzule wird an diesen Tagen arbeiten, denn er huldigt der Überzeugung, daß sonst sein Gehöfte vom Feuer verzehrt oder vom Blitze getroffen würde. Vor allem ist der Tag des heiligen Elias (1. August) dem Donner heilig. Elias ist nämlich der Donnergott, der mit dem Teufel sich im Kampfe befindet und diesen mit dem Blitze zu tödten sucht. Wo der Blitz einschlägt, hat Elias denselben nach dem Teufel geschleudert. Von den Herbstfesten ist besonders der Andreastag zu erwähnen, an dem auch die huzulischen Schönen ihr Liebesglück der Zukunft durch mannigfaltige Mittel abzulauschen suchen. Dis Lippowaner. Noch bevor die Bukowina unserem mächtigen Kaiserstaate einverleibt wurde, wanderte ein Theil der von der russischen orthodoxen Kirche Abgesallenen, welche von den Russen mit dem Namen „Raskolniki", das ist Abtrünnige oder Schismatiker belegt wurden, aus der Moldau und Bessarabien nach der Bukowina aus. Diese Einwanderer nennen sich selbst „Lippowaner". Der Name stammt angeblich von Philipp her, weshalb sie auch von den Nachbarn Philippowaner oder kürzer Lippowaner benannt wurden.