302 Das wichtigste Familienfest ist die Hochzeit. Sie findet gewöhnlich im Herbste und im Fasching statt und dauert zwei bis drei Tage. Dabei ist die Musik unentbehrlich. Ihretwegen wählt man, besonders in größeren Ortschaften, wo mehrere Hochzeiten gleich zeitig abgehalten werden, als Hochzeitstag den Sonntag, Dienstag und Donnerstag, nur in Bori zieht man den Montag, und zwar als glückbringenden Tag, vor. Die Einladung zur Hochzeit wird häufig erst tagszuvor von dem Brautpaare selbst oder von vier bis sechs dazu ansgewählten Burschen besorgt. Manche Colonien, wie z. B. Fürstenthal, haben einen eigenen „Hochzeitslader", der, mit einem reichbebänderten Stocke in der Hand, in die ihm vom Brautpaar und dessen Eltern bezeichnten Häuser geht und deren Bewohner mittelst eines entweder selbst erdachten oder von den Vätern ererbten gereimten Spruches bittet, daß sie zur Hochzeit kommen „auf a Tröpferl Suppen, auf a Bröckerl Fleisch und a Zuspeis, auf an Trunk und auf an Sprung". In jedem Hause wird der „Hochzeits lader" mit einem Gläschen Schnaps bewirthet und der Schmuck seines Stockes durch ein neues Band vermehrt. Die Hochzeitsgäste versammeln sich bei den Eltern der Braut. Der Bräutigam erscheint daselbst in Begleitung der Beistände und der „Junggesellen" (Brautführer). Es ist Sitte, daß Braut und Bräutigam, bevor sie zur Trauung gehen, die Eltern sowie auch die Gäste für die ihnen etwa zugefügten Kränkungen um Vergebung bitten. Hie und da wird der Hochzeitszug schon auf dem Weg zur Kirche von Burschen mittels einer Schnur oder Stockes aufgehalten; in der Regel geschieht dies erst ans dem Heimwege. Um den Weg frei zu machen, hat der Bräutigam eine „Mauthgebühr" von 20 Kreuzern bis einen Gulden zu entrichten. Zu Hause wird das Neuvermählte Paar von der Mutter der Braut mit Brod und Salz (in Jakobeny mit Backwerk und Wein) empfangen. Bei dem darauffolgenden Hochzeitsmahle — es findet im Hause der Braut oder, wenn daselbst nicht hinlänglich Platz ist, in dem des Bräutigams oder auch in einem fremden Hanse statt — spielt der sogenannte „Tischmeister", in Rosch auch „Plampatsch", in Jakobeny und Kirlibaba „der mit dem langen Handtuch" genannt, eine wichtige Rolle. Er trägt nicht nur die Speisen auf, sondern muß auch für die Unterhaltung der Gäste sorgen. In letzterer Hinsicht sei nur erwähnt, daß er in Fürstenthal und Bori die erste Schüssel — sie ist gewöhnlich mit Eierschalen gefüllt — unter dem schallenden Gelächter der Hochzeitsgäste in der Mitte der Stube fallen läßt. Gegen das Ende des Mahles gehen die Beistände oder die Brautführer (in Jakobeny und Kirlibaba „der mit dem langen Handtuch") mit einem Teller, auf dem zwei mit Wein gefüllte Gläser stehen, von Tisch zu Tisch und sammeln, indem sie jedem Gaste einen Trunk anbieten, die Hochzeitsgeschenke ab. In der Regel ist es die Braut, die für die Geschenke dankt; nur in den protestantischen, also „schwäbischen" Colonien fällt diese Aufgabe dem Bräutigam zu. Zum Schlüsse bittet auch die Köchin sowie einer der Musikanten um eine milde Gabe, erstere, weil sie sich beim