314 entstanden. Die Gedächtnißtagc wichtiger nationaler Ereignisse werden durch kirchliche Andachten und durch Veranstaltungen von Feierlichkeiten in der polnischen Lesehalle ebenso festlich begangen, wie auch die Erinnerung an polnische Patrioten und andere berühmte Männer liebevolle Pflege findet. Bei diesen Feierlichkeiten kommt nicht selten das polnische Nationalkleid zur vortheilhaften Geltung. In demselben erscheinen die Polen auch gerne bei anderen Gelegenheiten. So steht noch die im beliebten Ausflugsorte Horecza bei Czernowitz vor einigen Jahren veranstaltete Krakauer Hochzeit in frischer Erinnerung und ebenso zog an dem vom Czernowitzer Theatervereine im Jahre 1894 im „Volksgarten" veranstalteten Feste die polnische Schenke mit ihren in buntem Schmucke erschienenen Gästen und den flotten Tänzerinnen und Tänzern die Aufmerksamkeit auf sich. Die Ungarn und Slovaken. Die Bukowiner Ungarn stammen größtentheils aus Siebenbürgen. Sie sind aber nicht direct aus diesem Lande eingewandert, sondern hatten sich vorher in den Donau- fürstenthümern aufgehalten, wohin sie sich theils nach der Unterdrückung der Räköczy'schen Jnsurrection, theils zur Zeit der Errichtung der Szekler-Militürgrenze geflüchtet hatten. Gegen Zusicherung völliger Begnadigung kamen im Winter 1776/77 hundert Familien aus der Moldau in die Bukowina und ließen sich in den Dörfern Tzibeny und Jakobestie nieder, die sie Jstensegits und Fogodisten nannten. Im Jahre 1784 wurden ans Josef !!. Befehl auch die übrigen ungarischen Flüchtlinge in der Moldau und Walachei ausgeforscht und zum Theil in die Bukowina escortirt. Diese erbauten während der Jahre 1785 und 1786 die Dörfer Andras-, Hadik- und Jözseffalva. Am Ende des Jahres 1880 belief sich die Zahl der Ungarn in der Bukowina auf 9887. Kurz darauf trat ein starker Rückgang ein. Von einigen hervorragendenPersönlichkeiten Ungarns zur Übersiedlung nach dem Mutterlande aufgemuntert, wandelten im Jahre 1883 über tausend Familien (aus Jstensegits 353, aus Audrasfalva 336, aus Hadikfalva 262) aus. Davon sind zwar viele nach einiger Zeit in die Bukowina zurückgekehrt, trotzdem wurden ihrer am 31. December 1890 daselbst nur 8139, also 1748, das ist 17'68 Procent weniger als Ende 1880, gezählt. Der Ungar treibt in der Bukowina Ackerbau und Viehzucht. Außerdem wendet er der Gartencultur seine Aufmerksamkeit zu. Er ist es insbesondere, der die Bewohner von Czernowitz, Radautz, Sereth und Suczawa im Herbste mit Kartoffeln, Zwiebeln und Kohl versorgt. In Tracht und Lebensweise unterscheidet er sich wenig von seinen Stammesgenossen im Mutterlande. In letzterer Hinsicht sei hier bloß bemerkt, daß er im