355 23* -» * dort trifft sie mit Bekannten zusammen, die Schaubude am Marktplatz ist ihr Theater, die Drehorgel ihr Concert. Um keinen Preis würde sie diesen Gang, der seit altersher Sitte und Brauch, missen, wüßte sie doch kaum, was an diesem Tage, wo das halbe Dorf fast leer ist, zu Hause anzufangen. Noch origineller gestaltet sich das Leben und Treiben an einem solchen Tage in Radautz, wo sich hauptsächlich der Handel mit Wolle, Pelzwerk der verschiedensten Art und Holzwaaren einerseits, Flachs-, Hanfgespinnsten und Töpferwaaren anderseits, abspielt. Meilenweit kommen vom Gebirge her die Huzulen, entweder mit Wagen, vollgepackt mit Wolle, Fässern, Kannen, Schüsseln und dergleichen mehr, oder auch Hauswebestuhl (stutivs, krosna). reitend, und es ist wohl eines der anziehendsten Bilder, wenn man solch einer Karawane begegnet, im Paßschritt hintereinander daherkommend, die Weiber und Mädchen gleichfalls, nach Münnerart sitzend, hoch zu Rosse, in Phantastisch grell rother Tracht, vor sich die doppelte Packtasche, die kurze Holzpfeife im Munde und — emsig spinnend. — Fürwahr ein malerischer Anblick, der ob seiner Kontraste unvergeßlich bleibt. Auf dem Markte stehen zu Tausenden die verschiedenen Fuhrwerke aller Art, dazwischen ein buntes Gewühl von Huzulen, Rumänen, Lippowanern, Ungarn und Deutschen, denen sich auch der Zigeuner zugesellt, um seine selbstgeschnitzten Löffel an den Mann zu bringen; ein Feilschen und Handeln in allen Zungen und Tonarten, ein farbenprächtiges Durcheinander der