405 diese Bemühungen nichts weiter als Versuche, in denen der gute Wille durchwegs stärker ist als das literarische Können. Nur die wenigen Gedichte, welche Gregor Worobkiewicz, ein Bruder des zuvor Genannten (1838 bis 1884), unter dem Pseudonym des Raum Szram verfaßte, verdienen noch hervorgehoben zu werden, und gilt dies unter gewissen Vorbehalten auch von den Erzählungen und Skizzen, die Eugenie Jaroszynski, geboren 1868, zur Verfasserin haben. Ob aber die genannte Schriftstellerin auch halten wird, was sie zu versprechen scheint, wird erst die Folge zeigen, sowie sie auch die Frage zu beantworten haben wird, ob unter den bukowinisch-ruthenischen Schriftstellern, die erst in jüngster und allerjüngster Zeit zur Feder gegriffen haben, eine bedeutendere literarische Kraft vorhanden ist. Deutsche Literatur. Der geringe Procentsatz, mit dem die Deutschen in dem Völkergemisch der Bukowina vertreten sind, läßt es begreiflich erscheinen, daß auch ihre Bethätigung an der deutschen Literatur nur eine mäßige ist. Die eigentlich seßhafte, kaum erst ein Jahrhundert hier angesiedelte deutsche Bevölkerung, der Bauer, hat natürlicherweise seine Söhne möglichst dem eigenen Stande zu erhalten gestrebt, im Übrigen aber auch weder das Bedürfniß, noch die Zeit und Kraft besessen, aus sich heraus einen deutschen Mittelstand zu schaffen, von dem allein eine größere Antheilnahme an der deutschen Literatur zu erwarten gewesen wäre. Das aus der alten Heimat übernommene Erbe an Volksliedern, Weihnachts- und Osterspielen wurde zwar treulich bewahrt, ohne daß es jedoch in der neuen Heimat beträchtlich oder bedeutsam wäre fortgebildet worden. So war von vornherein literarisches Schaffen kaum irgendwo anders als in der Hauptstadt des Landes, in Czernowitz, zu erwarten. Hier nimmt das deutsche Element trotz der thatsächlichen Minderheit der Zahl nach eine tonangebende Stelle ein, hier ist der natürliche Mittelpunkt für das geistige Leben des ganzen Landes. Aber gerade hier ist die gebildete deutsche Bevölkerung zum großen Theile eine fluctuirende und setzt sich vornehmlich aus den Beamten zusammen, die aus den westlichen Provinzen des Reiches hieher versetzt wurden, oft nur für kurze Zeit, seltener für die Dauer ihres Lebens. Thatsächlich ist denn auch das Wenige, was die deutsche Literatur hier verzeichnen kann, fast ausschließlich von deutschen Beamten verfaßt, deren Heimat und Jugendbildung dem Westen angehört, so daß eigentlich von einer deutschen Literatur, die aus dem Lande selbst erwachsen wäre, im strengeren Sinne nicht die Rede sein kann, wir müßten denn auf alles Unreife, was als mißlungener Versuch da und dort in Tagesblättern oder auch selbständig sich an die Öffentlichkeit gewagt hat, Rücksicht nehmen. Aber auch das Wenige, was hier der Besprechung werth ist, gehört ausschließlich unserem Jahrhunderte an, genauer