410 einerseits, über Kleinasien, Armenien und Georgien bis an den Kaukasus anderseits erstreckt und sich später, mit der Ausbreitung des Christenthums, nordwärts über die Donau bis in das südliche Rußland ausdehnte. Innig, auch national, hängt ferner die Bukowina mit den ehemaligen Donaufürstenthümern und besonders mit der Moldau zusammen, mit welcher sie Jahrhunderte lang durch die gleichen Regenten, von denen viele hier sogar residirten, vereinigt war. Eine Kunstgeschichte des Landes ist noch nicht geschrieben worden; gerade in diesem Wissenszweige erweist sich das Studium als verhältnißmäßig schwierig. Abgesehen von einer Monographie über die Kirchenbauten in der Bukowina ist man hier noch größtentheils auf Autopsie und auf eigene Aufnahmen angewiesen. Das Arbeitsfeld ist ein überraschend ergiebiges. Es erstreckt sich ziemlich gleichmäßig vorwiegend über den südöstlichen Theil des Landes und über die ehemalige Moldau, derart, daß alles, was sich bis ins vorige Jahrhundert im Allgemeinen über die bildenden Künste in der Bukowina sagen läßt, gleichzeitig von der Moldau und der Walachei gilt. Daß noch manche Lücke besteht, welche durch weitere, historische und kunstgeschichtliche, sich gegenseitig ergänzende Forschungen ausgefüllt werden wird, ändert an dieser Thatsache nichts. Wir sondern den Stoff in zwei Zeitabschnitte. Hievon reicht die ältere Periode ungefähr bis zum letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts, das ist bis zur Übernahme der Provinz in die österreichische Verwaltung, während die neuere die Entwicklung der Künste im laufenden Jahrhundert in sich begreift. Die nach der Wende des ersten Jahrhunderts von Trajan geschaffene römische Provinz Dacien erstreckte sich nördlich bis nahe an die heutige Bukowina. Ob daselbst einzelne römische Ansiedelungen bestanden und ob seitens der Römer Erdwerke oder sonstige Bauten aufgeführt wurden, wissen wir nicht; außer einer größeren Zahl römischer Münzen und zwei, für römisch gehaltenen Ziegelfragmenten hat man bisher dem Boden des Landes keinerlei Funde entnommen, welche als sichere Beweise für die Richtigkeit einer derartigen Annahme gelten könnten. Die Wahrscheinlichkeit spricht indeß dafür, wenn man in Betracht zieht, daß nicht blos eine Anzahl unter dem Namen „Trajanswülle" bekannte, bis hundert und mehr Kilometer lange, mächtige Erdaufwürfe in der Dobrudscha und in Bessarabien, sondern ähnliche, ebenfalls Trajan zugeschriebene Wälle auch in Podolien — also südwärts und nördlich der Bukowina — bestehen; wenn man sich an die großartige, den Übergang ins Dakerland bewerkstelligende, bei Turn-Severin bestandene Trajansbrücke erinnert und wenn man bedenkt, daß das Nachbarland Siebenbürgen mit römischen Alterthümern förmlich übersäet ist. In der Bukowina selbst finden wir eine mächtige, anscheinend nachrömische Vertheidigungsanlage auf dem Miserdziw-zamki bei Hlinitza: eine ausgedehnte Wallburg,