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Von ihren Nachbarn werden sie wegen ihrer Faulheit und Dummheit verspottet.
Besonders der Rumäne pflegt dem Zigeuner vielfache Spottnamen beizulegen. Der
gebräuchlichste ist „Dohle", und diesen fürchtet der Zigeuner so, daß er eine Dohle nie bei
ihrem Namen nennt, um sich nicht selbst zu verspotten. Das Feilschen wird oft mit dem
Worte: „zigeunern" vertauscht. Einem Emporkömmling wird als Beleidigung folgende
Phrase in's Gesicht geschleudert: „Geld haben auch die Zigeuner, aber keine Menschlichkeit!"
Wenn in einem Hause Unordnung und Schmutz herrscht, so sagt man: „Das ist eine
Zigeunerwirthschaft". Von einem unordentlichen Menschen pflegt man zu sagen, er sei
unreiner als ein Zigeuner.
Der Zigeuner schämt sich daher seines Ursprungs und Namens. Befragt man ihn,
welcher Nation er angehöre, so antwortet er: „Ich bin ein Rumäne" und begründet dies mit
den Worten: „Denn auch mein Vater war ein solcher!" Er bringt eine gewisse Sympathie
dem Rumänen entgegen, wird aber vom letzteren verachtet. Weniger Anhänglichkeit bezeugt
er dem Ruthenen.
In letzter Zeit schicken sie ihre Kinder, wenn auch nicht gerade sehr willig, in die
Schule und manche ihrer Söhne haben sich bereits durch höhere Bildung eine geachtete
Stellung in der menschlichen Gesellschaft zu erringen gewußt.
Von einer richtigen Statistik der Bukvwiner Zigeuner kann nicht die Rede sein, da
sie sich immer als Rumänen ausgeben; doch darf ihre Seelenanzahl beiläufig auf 2000
angesetzt werden.
Dank ihrer Sympathie für die rumänische Bevölkerung, in deren Mitte sie wohnen,
dürften sie mit der Zeit in dieselbe vollständig aufgehen.
Grlsanlagsn und Wohnungen.
Außer vier dorfähnlichen Städten zählte man im Jahre 1775 in der Bukowina
273 bewohnte Ortschaften mit 55 Attinenzen. Die Bevölkerung hat sich seit dieser Zeit
insgesammt ungefähr achtfach vermehrt und sowohl die Anzahl der Orte, als ihre Aus
dehnung ist eine größere geworden. Gegenwärtig besitzt die Bukowina über 700 Ortschaften
in rund 330 Ortsgemeinden, steht aber mit diesen Zahlen im Vergleiche zum Flächen
inhalte des Landes weit unter dein Durchschnitte des Staatsgebietes, ist also ortsarm.
Die Dörfer sind indeß verhältnißmäßig groß, sowohl was die Einwohnerzahl, als namentlich
auch was den Umfang derselben anbelangt. Ungefähr 80 Ortsgemeinden, das ist fast
4Vs Procent aller Ortsgemeinden im österreichischen Staatsgebiete, beherbergen nämlich
über 2000 Einwohner, während die Area des Landes kaum 3Vs Procent der Fläche der
im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder ausmacht. Im Durchschnitte zählt in